Wednesday, November 17, 2010

Temple of Learning? SANAA’s Rolex Learning Center and other Campus Architectures


A round table discussion with

Marc Angélil (ETH Zurich)
Christian Kerez (ETH Zurich)
Inès Lamunière (EPF Lausanne)
Stanislaus von Moos (University of Zurich/Yale University)
moderated by Martino Stierli (ETH Zurich/University of Basel)

Wednesday, November 24, 2010 at 6.00 pm
ETH Zurich, HIL E67 (Rote Hölle)

Architectural Criticism
Seminar Fall 2010
ETH Zurich, D-ARCH, gta Institute
Assistant Professor’s Chair Dr. Laurent Stalder
Lecturers: Reto Geiser and Martino Stierli
www.gta.arch.ethz.ch/stalder

Thursday, September 23, 2010

Seminar Architekturkritik Herbstsemester 2010


Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar «Architekturkritik» zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen am Objekt sowie insbesondere die Textarbeit, die den Semesterschwerpunkt bildet. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen der Architekturkritik anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger theoretischer und historischer Texte sowie ausgesuchter Architekturkritiken zu spezifischen Bauten erarbeitet. Ziel ist es, einen umfassenden Kriterienkatalog der Architekturkritik zu erstellen, der der eigenen Textarbeit als Basis dienen soll. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln. Die Studierenden werden während des Semesters mehrere eigene schriftliche Architekturkritiken verfassen, die daraufhin in Einzelbesprechungen mit den Seminarleitern analysiert und diskutiert werden. Weitere Aspekte eröffnen ein Gastreferat einer professionellen Kritikerin sowie der Besuch auf einer Zeitschriftenredaktion. Analog zu den Entwurfskursen bildet eine Schlusskritik mit ETH-internen Gästen den Abschluss der Veranstaltung.

Sunday, June 20, 2010

Wednesday, May 5, 2010

Kongresshausdebatte

http://www.stadt-zuerich.ch/kongresszentrum

Für diejenigen die's interessiert.. Könnte noch ziemlich lehrreich sein!

Wednesday, April 28, 2010

Wanted: Hochhaus-Strategie für Schweizer Städte

Bisher blieb die Schweiz vom Hochhaus-Boom weitgehend verschont. Oder: Alle ausländischen Grossstädte haben ihre Hochhäuser, nur die Schweizer "Metropolen" haben keine.
Doch dies wird sich zumindest in Zürich demnächst ändern. Im Westen klettern die ersten Türme in den Himmel. Und wie wirds weiter gehen? Wird man den Üetliberg in ein paar Jahren nicht mehr als durchgehende Kulisse wahrnehmen können oder werden sich die Türme in Zürich-West konzentrieren? Das Strategiepapier der Stadt Zürich schein diesbezüglich noch einiges offen zu lassen (http://www.stadt-zuerich.ch/hbd/de/index/ueber_das_departement/publikationen_u_broschueren/hochhaus_faltblatt.html). Passen Hochhäuser überhaupt in eine hügelige Stadtlandschaft oder sind sie eher für flache Städte geeignet?
Einerseits kann man argumentieren, dass wir in Zukunft nicht um Hochhäuser herum kommen werden, wollen wir verdichtet bauen und wieder vermehrt in den Städten leben. Allerdings entstehen im Moment vor allem Büroflächen und Luxuswohnungen in den ersten Türmen. Könnte man eine Hochhaus-Bewilligung an gewisse Nutzungsvorschriften knüpfen?

Da gibts noch viel zu diskutieren! Was ist eure Meinung dazu?

Tuesday, April 27, 2010




Wir sind gespannt auf Anregungen und Kritik (pro und contra;) an
trans@arch.ethz.ch oder direkt in personam an die Redaktion: 
Rebecca Bornhauser, Kaspar Helfrich, Peter Hutter, Daniel Krucker, Anouk Trautmann

Der Architekturwettbewerb

Der Architekturwettbewerb ist durch seine für den Architekten zwar
ökonomisch völlig inneffizienten Konkurrenzkampf ein Antrieb für gute
Architektur. Er ermöglicht es dem innovativen Architekten sich gegen
seine Konkurrenten durchzusetzen. Dies ist auch eine grosse Chance für
junge Architekten. Voraussetzung sind eine gute Jury und ein faires
Wettbewerbsverfahren. Anhand von zwei Beispielen versuche ich das zu
belegen.
Der Novartis Campus in Basel ist ein von der Stadt abgetrenntes Gefäss
für Gebäude verschiedener Stararchitekten. Die schwer erkämpfte
Besichtigung zeigt gleich beim Eingang ein schönes und prunkvolles
Gebäude von Märkli und ein wunderbar auskragendes mit Glas verpacktes
Diener und Diener Büro Gebäude. Wenn man mal noch Sanaas puristische
Bürovitrine ausblendet gibt es kein einziges erwähnenswertes Haus. Die
grossen Namen aus Japan, Spanien, Österreich und wo her sie alle kommen
haben allesamt nicht wirklich spannendes zu Stande gebracht. Bei all
diesen Bauten gab es keinen Architekturwettbewerb.

Nachhaltige Architektur

Der Architekturstudent bewundert den kreativen Architekten, einer der
Ideen entwickelt oder diese Interessant weiterdenkt. Diese Ideen
müssen auch gebaut sein und das mit sorgfältig ausgearbeiteten
Details, damit die Anerkennung sich verbreitet. Dies bedeutet, dass in
der Entwurfs- und Ausführungsphase viel Aufwand betrieben werden muss.
Die vom SIA beschrieben Vergütungsansätze, welche heute immer öfter zu
Ungunsten des Architekten gedrückt werden, lassen das aber immer
weniger zu. Dies führt entweder zum Architekten ohne Freizeit oder zum
schnellen wachsen und schrumpfen der Architekturbüros, da nach
abgeschlossenen Bauarbeiten das Team nicht mehr finanziert werden
kann. Beide Szenarien sind nicht sehr attraktiv. Der erste Fall
führt zum Architektenfreak und der zweite zu unangenehmsten Stimmungen
im Büro, wenn kurz nach Entlassungen neue Architekten eingestellt
werden. Man arbeitet aus reiner Freude am Beruf und würde das auch
gerne ein ganzes Leben tun. Dies ist ein Arbeitsmodell, das im
Konflikt steht zu einer Familie, sei es aus finanziellen Gründen (ein
80% Architektenlohn reicht nicht für drei oder vier Personen) oder
sozialen Gründen. Man möchte seine Kinder aufwachsen sehen.
Ich frage mich wo bleiben die Architektengewerkschaften?

Der Investorenwettbewerb

Die Jury bestehend aus einem Vorsitzenden, den Sachexperten und den
Fachexperten kritisieren den Entwurf des Architekten. Nun kommt es in
der Schweiz, besonders bei Grösseren Bauaufgaben, immer häufiger vor,
dass die Sachexperten, also die Investoren, in grösserer Zahl
vertreten sind als die Fachexperten, die Architekten. Es werden in
diesem Fällen die ökonomischen Kriterien oft höher bewertet als die
architektonischen.
Bei der heutigen Wirtschaftslage tritt der Investor auch mal von
einem Vorhaben zurück und übergibt das Wettbewerbssiegerprojekt an
einen anderen Bauherrn. Die Architekturkritik der Jury gerät immer
mehr zur Farce. Ein Fallbeispiel ist der von der SBB ausgelobte
Studienauftrag WestLink 2009. Wie Jury wurde dominiert von
Mitarbeitern der SBB und KPMG. Der Wirtschaftsprüfer ist nach
entschiedenem Studienauftrag aus dem Vorhaben ausgestiegen.
Ist man an Architektur interessiert sollte man an solchen Wettbewerben
nicht teilnehmen. Da aber bei genau diesen Projekten viel Prestige und
Geld auf dem Spiel steht, wird dies kaum einer tun. Ein Verbot wäre
die Lösung.
Ist man an Geld interessiert sollte man sich für solche Wettbewerbe
viel höher entschädigen lassen, als Genugtuung für die herrschende
Willkür.

Monday, April 26, 2010

«Die Architektur ist eine dauerhafte Erscheinung. Wenn sie auf kurzlebigen Moden oder auf Showeffekt basiert, wird sie widersprüchlich»

www.nzz.ch/nachrichten/kultur/kunst_architektur/bilbao_war_gestern_1.5475964.html">

Es Scheint als wäre sich die Architekturwelt einig, der Bilbaoeffekt bringt auf die Dauer herzlich wenig und sendet ein falsches Signal aus. In diesem Artikel geht es v.a um Spanien, u.a weil kein anderes Land diese Strategie so eifrig verfolgt hat. Man findet jedoch solche Beispiele in jedem Land, der sich zu den GlobalPlayers zählt.
Ich bin einverstanden, dass die grosse Wirtschaftskrise diese Bewegung leicht gebremst hat, jedoch wird trotz allgemeinem vernünftigerem Umgang mit finanziellen Mitteln, materiellen Ressourcen und Bedürfnissen und trotz der Einstimmigkeit der Architekturbranche, dass solcher „Viagrastädtebau“ eine grosse Verschwendung ist, immer noch sehr viel Attraktionsarchitektur gebaut, die nicht den normalen Gesetzen und Massstäben der Architektur und des Städtebaus folgen muss(Gehry Basel, Ordos HdM,Hadid Opera Dubai...). Weshalb?
Kleine Anekdote zum Amüsieren:

"Frank Lloyd Wright erschien als Zeuge vor Gericht. "Ihr Beruf?" fragte der Vorsitzende.
"Ich bin der grösste lebende Architekt."
Nachher fragten seine Freunde bestürzt, wie er so etwas habe sagen können.
"Ich musste", antwortete Wright, "Ich stand unter Eid.""

Ob wir das auch einmal von uns behaupten können?

Thursday, April 22, 2010

Kritik der Kritik

Wir sind gebeten worden, auf dem Blog einen Eintrag zu löschen. Es handelte sich um die Aussagen eines Architekten anlässlich einer Besichtigung, der sich in den angeführten Zitaten nicht wiederfand. Wir haben dieser Bitte entsprochen. Aus zwei Hauptgründen: Erstens ist es Usus, dass man Zitate bei Interviews – wenn nicht aufgenommen – bei den entsprechenden Personen überprüfen lässt. Zweitens, und das scheint uns ganz grundsätzlich, ist es Aufgabe des Kritikers, den Zweck seiner Kritik nicht aus den Augen zu verlieren. Gegenstand einer Architekturkritik ist ein architektonisches Objekt und nicht eine Polemik gegen einen Architekten. Eine solche ist natürlich grundsätzlich immer auch möglich, insbesondere dann, wenn sie allgemeine Aussagen über die Rolle des Architekten in der Gesellschaft macht.
Im vorliegenden Fall ist es durchaus nicht so, dass die aufgeworfenen Fragen belanglos gewesen wären. Im Gegenteil wurden zentrale Probleme aufgegriffen: der Status des Architekten in der Gesellschaft, die Konkurrenzsituation im Beruf, die öffentliche Aufmerksamkeit etc. Der Architekt als öffentliche Person und insbesondere als Lehrer sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein und stellen. Es ist andererseits aber auch die Aufgabe des Kritikers, sorgsam zwischen halbprivater Äusserung und öffentlicher Bekanntmachung abzuwägen: Nicht alles, was in mündlicher Weise polemisch formuliert wird, ist eins zu eins für die Publikation geeignet. Die namentliche Erwähnung des Architekten hat im vorliegenden Falle eher von den allgemeinen und wichtigen Fragen abgelenkt, statt die Aufmerksamkeit darauf zu fokussieren.

Reto Geiser, Laurent Stalder und Martino Stierli

Bauen ist ein Teil der Alltagskultur

Heute ist in der AZ ein Bericht erschienen über die Architekturwoche 15n vom Sia (www.15n.ch), interviewt worden ist Daniel Kündig, Präsident des SIA.

Frage: Der SIA sollte ein Postulat lancieren: Architektur und Architekturkritik als Schulfach! Man hört kritisch Musik, diskutiert über Literatur, zerpflückt eine Oper oder en Theater, geht in Ausstellungen. Nur Häuser werden nicht angeschaut - ausser kunsthistorisch bedeutende.

D. Kündig: Kunsthistorisch und über die Denkmalpflege, ja. Aber Architektur und Architekturkritik ist kein Thema - obwohl sie unseren gestalteten Lebensraum massgebende beeinflusst. Es gibt ein Schulprojekt vom BSA und SIA, aber das reicht noch nicht. Die Gesellschaft und die Politik kennen den Wert der Baukultur nicht. Die hervorragende Ausbildung an den Schweizer Hochschulen und die hohe Handwerkskunst sind gefährdet (...)

Wie seht ihr das? Muss Architektur ein Schulfach werden, muss das Fach gefördert werden? Gefährdet diese "Unwissenheit" der Bevölkerung unseren Berufsstand?

moderne vs neobarock









































baunetz-meldung vom 22.03.2010:

"Es geht um die Hauptstraße in der Dresdener Inneren Neustadt – ein Viertel, das ursprünglich barock bebaut war und nach den Kriegszerstörungen hauptsächlich mit Plattenbauten wieder aufgebaut wurde. Einer davon soll jetzt aus städtebaulichen Gründen weichen und Platz machen für einen modernen Entwurf des Dresdner Büros Knerer und Lang. Das gefällt der „Gesellschaft Historischer Neumarkt“ nicht, und so versucht sie über alle Kanäle, Volkes Stimme „pro Barock“ in Bewegung zu setzen. Doch eine erste Voting-Aktion eines lokalen Fernsehsenders endete überraschend mit einem knappen Sieg der Moderne-Freunde.

Nun legt die Bild-Zeitung mit einer neuen Wahl-Aktion nach und verschärft dabei den Ton deutlich – siehe oben. Die Aktion ist befristet und soll offenbar heute um Mitternacht enden. Bis dahin kann es noch die eine oder andere Überraschung geben: Heute Nachmittag jedenfalls lag die Moderne erneut leicht in Führung. Wenn es dabei bleibt, wird sicher in Kürze irgendwo die nächste Abstimmung lanciert....

(Nachtrag 16.30h: Die Bild-Umfrage wird ohne Veröffentlichung des Ergebnisses vom Netz genommen)"

wie hättet ihr gevotet?

Tuesday, April 20, 2010

Wie viel in Bezug auf die Umweltverträglichkeitsprüfung, eine Google-Suche?

Eine Gruppe von Forschern an der Harvard University haben gezeigt, dass jede Suche über Google 7 Gramm CO2 in der Atmosphäre führt, im Vergleich zu 15 Gramm, die zu kochen Wasser für Tee erzeugt werden

Monday, April 19, 2010

Handschrift.

Kommentar zu: "Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist"
Christian Morgenstern (1871-1914), dt. Lyriker

Es ist uns doch schon allen so ergangen. Man streift durch die Abgabepanele, sieht Projekte rumliegen und weiss instinktiv: das muss DER gemacht haben.
Verhält es sich nicht wie mit der Handschrift selbst? Ich kann die extreme Linksneigung verwandeln, nur noch Grossbuchstaben mit grösseren Abständen zwischen den Worten schreiben, kann dem Ganzen eine Prise Schnürlischrift hinzufügen und alle Möglichkeiten durchspielen und alles sieht anders aus - vorerst. Aber die inhärenten Eigenheiten, der “unsichtbare Rhythmus”, die Druckkraft, das individuelle Absetzen des Stiftes und Wiederaufsetzen – das Individuum dahinter - lässt sich bei allem Facettenreichtum nicht verstecken, seine “Handschrift” lässt sich nicht abstreifen.
Mit Stil im herkömmlichen Sinne hat dies weniger zu tun. In jedem wohnt eine mathematische Formel, eine übergeordnete einzigartige Struktur, die bei allem Schaffen gezwungen wird, hervorzutreten. Diese einmal erkannt, erkennt man sie unverweigerlich wieder. Die Unverwechselbarkeit eines Architekten ist umso grösser, je starker die Persönlichkeit dahinter.

Thursday, April 15, 2010

Benedikt Loderer über den Rest von uns

Die Sprache welche Benedikt Loderer in der unter dem Titel "Wir sind alle Rüdisülis" erschienen Rede verwendet grenzt and Polemik. Sie trieft vor Ironie und hält dem Leser erbarmungslos einen Spiegel unter die Nase. Hier wird derart direkt Bezug auf das Umfeld und Wirken jedes einzelnen von uns genommen, dass wir uns der Thematik der Zersiedelung, welche im Text abgehandelt wird, nicht länger entziehen könnnen. Eine Anklageschrift an uns alle, die sich durch die Prägnanz ihrer Sprache Gehör verschafft.

http://www.derbund.ch/leben/gesellschaft/Wir-sind-alle-Ruedisuelis/story/22702346/print.html

Wednesday, April 14, 2010

Wie wäre es wenn wir uns wieder auf die Suche nach Schönheit machen würden? Einer universellen Schönheit - universell wie ein Herd im Haus und ein Lächeln als Ausdruck von Freude.


Was wenn ein Ornament weder Witz noch überflüssig wäre? Wenn es schön wäre? So schön, dass jeder es versteht, es nicht hinterfragt.

Warum fragt niemand wie ich auf die Idee kam Ohrringe zu tragen? Ist es wichtiger ob diese Ohrringe schön sind, zu mir passen, dem Betrachter gefallen oder nur einer ganz bestimmten Art von Betrachter?


Gibt es eine universelle Schönheit?

Warum sehen sich alle die Ruinen in Griechenland an und die verfallenden Gebäude in Rom, warum sind das verfallende Florenz und das arrogante Paris romantische Städte? Was fasziniert an der mausgrauen Mona Lisa? Warum will niemand in Betonhochhausvorstädten leben? Warum riecht es in Unterführungen nach Urin?


Eine ganz stille Schönheit, eine unbestreitbare.


Ich denke es gibt Schönheit, die über Geschmacksache und Epoche steht, die Architekten und Nichtarchitekten, Künstler und Nichtkünstler überzeugt, die beachtet wird ohne sich neonfarbig gellend in den Weg stellen zu müssen. Die Art Schönheit, die noch schöner wird wenn man sie versteht, aber nicht verstanden werden muss um Interesse und Freude hervorzurufen. Eine Schönheit die unabhängig von Kultur, Alter und Vorlieben erkannt wird.

Form follows vielleicht function, aber zwischen zuallererst und zuallerletzt war da irgendwo Schönheit und zwischen function und form versteckt sie sich nun. Wenn wir uns vom modernistischen Korsett der Sachlichkeit befreit haben, und selbst über die pseudointellektuellen Versuche der teenagehaften Postmoderne, mit Geschichte und Konsum umzugehen, entspannt lächeln, dann können wir uns wieder auf die Suche nach Schönheit machen.

Und falls wir uns trauen sie aufzuspüren, Gefahr zu laufen sie knapp zu verfehlen, dann könnten wir uns auch wieder der Hässlichkeit widmen - Hässlichkeit die fasziniert weil sie sich nicht mit Ideen wie Wirtschaftlichkeit und Funktionalismus entschuldigt.

Tuesday, April 13, 2010


ich bin vor kurzem auf folgende homepage gestossen:

http://www.living-architecture.co.uk/who-we-are.asp
(im bild das haus von Jarmund/Vigsnæs Architects)


das projekt möchte es jedem ermöglichen in einem haus eines top-architekten eine weile zu verbringen.
einerseits finde ich den blick auf moderne architektur den die organisation living-architecture damit vermittelt, auf "hübsche kleine objekte" beschränkt, ohne im geringsten die breite der thematiken mit der sich architektur beschäftigt (beschäftigen sollte) aufzuzeigen. andererseits sehe ich natürlich den reiz eine woche in einem zumthor-haus zu verbringen. und freue mich somit auf 2011.

Alles schon dagewesen?





Auch die Architekten scheinen das Rad nicht neu zu erfinden. Wir formulieren es nur aus, geben ihm eine Farbe, eine Größe und eine Funktion.

Das Beispiel einer Treppe im Castelgrande Bellinzona hat mich sehr an die moderne Architektur erinnert. Eine schlichte und ganz reduzierte Stufe als Treppe...
Das Alte abstrahieren und in einen neuen Kontext zu bringen ist ja schließlich auch etwas Neues, oder nicht?
"Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist"
Christian Morgenstern (1871-1914), dt. Lyriker

Christian Morgenstern beschreibt die Unverwechselbarkeit des Stils eines Architekten. Die Architektur ist Abbild des Schaffens eines Architekten und dieser ist einem Stil für immer und ewig verpflichtet. Doch ist das wirklich so? Kann man immer sagen, wer ein Gebäude entworfen hat, wenn man es sieht? Ist nicht jedes Gebäude ein Individuum und zeigt unterschiedliche Fassetten eines Künstlers?

Monday, April 12, 2010

Zeig mir deine Stadtutopie und ich sag Dir, wer Du bist…

Als ich letztlich über diese Webseite (http://www.ecogeek.org/content/view/695/) gestolpert bin, habe ich mich gefragt was „Utopien“ in unserem Zeitalter bedeutet. Wir bewegen uns weit weg von der letzten grossen Architektur- und Stadtutopieära des letzten Jahrhunderts, in der das Credo v.a darin bestand in einem gerechten, ausgeglichenen, geordneten und gesunden Umfeld soziale Ungleichheit und weitere wirtschaftliche Misserfolge zu verhindern. Friedman, Bakema, Tafuri und Ihresgleichen gelten heute noch als Visionäre.
Die Utopie stellt einen Wunschzustand dar, der Aspekte behandelt, die scheinbar in dessen dazugehörigen Realität unlösbar sind. Schaut man sich jedoch die heutigen westlichen Architektur- und Stadtutopien an, bemerkt man sofort, dass zwischen Realität und Wunschzustand kein grosser Unterschied mehr vorhanden ist. Dies nicht zuletzt, weil die Entwicklung neuer Technologien so rasant schnell ist, dass eine Utopie nicht lange eine sein darf oder kann. Die grosse gesellschaftliche Gefahr des Okzidents ist selbstverständlich Global Warming und das „Ignorieren der Nachhaltigkeit “. Unsere Utopien existieren, wir bauen sie in Form von Prototypen. Ein Pleonasmus? So bauen wir „grüne und nachhaltige“ Wolkenkratzer, die für eine limitierte Zielgruppe erschwinglich sind oder einen Architektenzoo in der Mongolischen Wüste, dessen genauen Zweck mir noch nicht ganz klar ist, bzw. wo ich weder soziale noch ökologische Nachhaltigkeit ablesen kann.
Klar sind diese Formulierungen überspitzt und viele werden mir sagen, dass unsere kurzzeitigen Utopien grosse Wirkungen haben und dass unser grösstes Problem tatsächlich das Klima ist.
Meiner Meinung nach war der Prozess der Stadt-und Architekturutopien in der Vergangenheit von grosser Bedeutung für die Entwicklung der Architektur, so hat man dadurch die Grenzen des Entwurfes immer weiter ausreizen können. Die heutigen Utopien oder besser gesagt Prototypen, bestehen aus der neusten Technologie und atemberaubendsten Architektur, ich frage mich jedoch welcher Mehrwert davon in der „normalen“-zeitgenössischen-Architektur und in dessen jetzigen Gesellschaft zurückfliesst? Lösen unsere Utopien nur ein Problem aufs Mal?

In memoriam.

Aus meinem Leben (1903) - Adolf Loos, Trotzdem.

Ich treffe den berühmten modernen raumkünstler X. auf der strasse.
Guten tag, sage ich, gestern habe ich eine wohnung von ihnen gesehen.
So - welche ist es denn?
Die des dr. Y.
Wie, die des dr. Y. Um gotteswillen, schauen sie sich doch den dreck nicht an. Das habe ich vor drei jahren gemacht.
Was sie nicht sagen! Sehen sie, lieber kollege, ich habe immer geglaubt, zwischen uns gibt es einen prinzipiellen unterschied. Nun sehe ich, dass es sich nur um einen zeitunterschied handelt. Einen zeitunterschied, den man sogar in jahren ausdrücken kann. Drei jahre! Ich habe nämlich schon damals behauptet, dass es ein dreck ist - und sie tun das erst heute.

Sunday, April 11, 2010

Besucher No.3



Die Zusammenfassung zu Beginn: das Gebäude am Sädlenweg 16 setzt meiner Meinung nach eine gewisse „un-Spitzfindigkeit“ und Lockerheit des Kritikers voraus. Um das Gebäude schlussendlich „gut“ zu finden braucht es eine freie, offene Denkweise und die Fähigkeit, die Dinge auf ihre Essenz runterschälen zu können um so das wirklich Wichtige zu erkennen. Denn Oberflächlichkeit ist ja so was von 2009... bif baf BOF...

Das Gebäude ist das Statement einer Architektur, die keinen „high-glossy-slick“ - Anspruch hat, sondern die dafür gebaut wurde, um gebraucht, bearbeitet und verändert zu werden. Andi hat oft gesagt „ja dänn striichemers halt aa...“ dies beispielsweise, wenn er vom Alterungsprozess der Fassade oder der Fensterrahmen spricht. Ich deute das so, dass für ihn die Qualitäten des Gebäudes nicht in der Komposition der rohen Materialien und derer unmittelbaren Oberflächen liegt, sondern im Konzept des individuellen Wohnens, also der räumlichen Komposition der einzelnen Wohneinheiten.

„ui das gseht ja us wie es ufo – isch mer zu futuristisch...“ hört man vielleicht vom Grosi aus der Nachbarschaft oder von einem Kumpel, dessen architektonische Ansicht anno 2005 irgendwo in einem Stil-Lexikon eingeklemmt wurde. Aber darum geht es ja eben nicht. Beim Sädlenweg 16 handelt es sich um ein Gebäude mit (auf die Ästhetik bezogen) referenzloser Architektur. Und das ist gut so. Frei nach dem Motto: „Miroslav, es geht auch ohne...“

Saturday, April 10, 2010

ebenfalls zu Besuch bei FuhrimannHächlers

Herr Fuhrimann hat zudem auch einige Worte über das Programm des Hauses verloren. Klares Ziel war es, für die jeweils vier Parteien des Mehrfamilienhauses ein Einfamilienhauscharakter zu erzeugen. Dies sollte vor allem über die Orientierung erreicht werden. Jede Partei hat durch ihre Wohnung in alle sechs Richtungen (Himmelsrichtungen + oben und unten) Bezüge, bzw. die Möglichkeit eines "Rundumerlebnisses". Durch dieses Konzept wurden die Wohnungen unterschiedlichst ineinander "verschachtelt" statt die Parteien geschossweise oder nebeneinander zu organisieren. Die Wohnungen bzw. die Einfamilienhäuser im Mehrfamilienhaus besitzen zudem keine eigene Adresse, durch ein zentrales Treppenhaus werden die vier Wohnungen auf der gleichen Ebene erschlossen; wie in jedem normalen Mehrfamilienhaus auch. Ich behaupte, dass durch die "Verschachtelung" ein Mehrfamlienhauscharakter nicht vermindert, sondern noch verstärkt wurde. Die Bewohner haben nicht jeweils nur unterhalb und oberhalb oder seitlich einen Nachbar, nein, sie besitzen auf allen Ebenen NachbarN (nämlich nicht immer der Gleiche). Herr Fuhrimann erwähnte, dass die Bewohner noch froh sind, dass sie ab und zu einen Nachbarn hören.. Müssen sie ja wohl, denn würden sie dieses Gefühl nicht schätzen, wären sie in ein freistehendes Einfamilienhaus gezogen.
Durch jedes noch so schön hergeleitetes Konzept kann ein Einfamilienhauscharakter in einem Mehrfamilienhaus nicht herbeikonzeptiert, herbeigeredet und am allerwenigsten herbeigefühlt werden.
Der Anstoss für das Konzept ist absolut berechtigt in Anbetracht der steigenden Zersiedelung. Doch mit dem Satz: "Dieses Haus war ein Experiment und ist nicht für die Ewigkeit gebaut", hat Herr Fuhrimann das ökologische Argument für das Konzept gerade selbst zerschlagen.
Mein Aufruf an Architekten: Akzeptiert Wünsche und Gewohnheiten der Bauherrn und arbeitet mit diesen, aber hört auf irgendwelche Konzepte schönzureden, die vom Bewohner vielleicht noch verstanden werden können, aber FÜHLEN kann solche Konzepte niemand (wenn der Architekt ehrlich wäre, auch er nicht...).

Friday, April 9, 2010

Zu Besuch bei Gabi H. & Andi F.




Auf Bitte des Architekten wurde dieser Blogeintrag gelöscht.

Wednesday, March 31, 2010

Die Perfektion des Bildes


Nehmt Euch die Zeit, schaut das Video an und geniesst die fantastischen Bilder, es lohnt sich! Fullscreen und sound an.


Was meint ihr zur Technik, welche der Autor verwendet hat? Ist das die Zukunft der Architekturdarstellung? Wird die Fotografie durch die Perfektion dieser Technik redundant? Darf man das?

Tuesday, March 30, 2010

Anstehen für Gaudi


Besuche in Europas Kulturmetropolen wie Paris, Rom oder Amsterdam führen ja früher oder später immer zu der Frage, welche wichtigen Gebäude man gesehen haben muss, bevor man mit gutem Gewissen die Heimreise antreten kann und nicht das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben. Gleichzeitig befällt einem beim Gedanken an das Schlange stehen vor dem Eiffelturm oder Petersdom bereits wieder eine gewisse Unlust, sich unter die Photos knipsenden Touristen zu mischen, nur um danach sagen zu können, man sei auch dort gewesen.
So auch letzte Woche in Barcelona, als ich - bereits zum dritten Mal in dieser Stadt - beschloss, dass ich dieses Mal die Sagrada Familia doch endlich auch von Innen sehen möchte. Also erst einmal beim Tickethäuschen anstehen und trotz beängstigend lange wirkender Warteschlange steht man schon nach kurzer Zeit einer jungen Billetverkäuferin gegenüber. Studentin? Ja! Legi? Nicht dabei. Also doch keine erhoffte Ermässigung, sondern stolze 12 Euro Eintritt (was ganzen drei take away Pizzas im Barrio Gotico entspricht). Danach im Gänsemarsch hinein in die Kirche, und nach einer 2/3 Umrundung der Aussenmauer entlang auch bereits wieder hinaus, denn der Grossteil des Innenraumes ist abgesperrt und mit Baugerüsten vollgestellt - der Charme des unvollendeten Werkes. Da dieser doch etwas kurze Einblick in Gaudis Schaffen noch nicht wircklich befriedigend war also die Frage: Anstehen für den Lift auf den Turm? Ein Schild warnt vor einer Gebühr von weiteren 2.50 Euro und einer Wartezeit von 30min. Also den dicken Amerikanern ein Vorbild sein und Treppensteigen! Eine Informationsangestellte erklärt aber, die Treppe sei nur für den Abstieg erlaubt, nach oben komme man nur mit dem Lift. Doch anstehen und bezahlen. Als man dann endlich oben ist, entschädigt der Blick auf die Stadt und auf das Bauwerk selbst, das als ewige Baustelle doch - oder eben gerade dadurch - fasziniert, für einiges an Gedränge und Ausgaben. Ein amerikanischer Tourist erzählt, er sei zuletzt bereits vor sechs Jahren hier gewesen und wieder gekommen, um zu sehen ob sich bei den Bauarbeiten seither etwas getan habe, was nicht der Fall sei.
Als man schliesslich dieses architektonische Meisterwerk verlässt, hat man zwar durchaus das Gefühl, ein wichtiges Stück menschlichen Kulturgutes besichtigt zu haben, aber was eigentlich bleibt von Barcelona sind die tausend kleinen Gässchen der Altstadt, die angenehm leicht verlottert wirkenden Fassaden, die vielen sonnigen Plazas, die gemütlichen Bars und das rege Leben auf der Strasse, bis spät in die Nacht.

Monday, March 29, 2010

Rem tene, verba sequentur.

Über die Wichtigkeit von Worten in der Architekturkritik – Anmerkungen.

Ein wesentlicher Aspekt beim Diskurs über Rhetorik ist heute wie damals die zentrale Unterscheidung zwischen Philosophen und Sophisten. Bei Platon wird dieser Unterschied erkenntnistheoretisch wie ethisch begründet: Dem Sophisten geht es allein um die Überredungskraft der Rede. Unserem ETH-Sophisten, nicht minder in der Zahl, um das gottverdammte “Verkaufen” seines Projektes, selbst wenn das Gegenüber von etwas Falschem oder Widersprüchlichen überzeugt werden soll. Laut Platon kann es dem wahren Philosophen nur darum gehen, durch die Rede zur Wahrheit hinzuführen. Dem ETH-Philosophen, vom einen oder anderen als “wahrer Architekt” erkannt, findet die optimale sprachliche Form seiner Rede, weil sie primär klar, dabei weder banal noch erhaben erscheint, DENN SEINE WORTE ENTSPRINGEN DER SACHE SELBST. Sein Charakter und seine Sprache dienen als Werkzeug, die bestehenden Sachverhältnisse hervorzuheben und so die adäquaten Emotionen der Anwesenden zu fördern.

Das Wort steht den Plänen, Skizzen und Bildern nicht gegenüber. Worte sind zwingender Teil des Entwurfsprozesses als ein weiteres Werkzeug, das Projekt zu klären, nicht nur anderen Gegenüber, auch sich selbst. Es zu fassen, zu reduzieren, worum es inhaltlich geht. Das Wort als ein weiteres Dartsellungsmittel, welches genauso Bilder in den Köpfen anderer evoziert wie das Bild selbst. Aber das Wort besteht nicht nur aus dem Wort selbst. Es ist unmissverständlich in seiner Wirkung auf andere davon abhängig, WER ES SAGT UND WIE ER ES SAGT. Ehe wir uns anschicken, andere zu überzeugen, müssen wir doch selbst überzeugt sein! Denn der Charakter des Redners überzeugt schliesslich nur dann, wenn er glaubwürdig erscheint bzw. Ist.

FORM UND INHALT - Da wären wir also wieder beim Thema . Auch hier wäre die vollkommendste und erstrebendeste Stufe die Identität von Inhalt und Form. Eine ehrliche und überzeugende Präsentation bedarf aber keiner Redekurse. Ein glaubwürdiger Architekt – und einen anderen Architekten gibt es nicht, nur Schwätzer und die gibt es auch in anderen Ecken unseres Planeten, muss nicht zwingend ein hervorragender Redner sein. Im Gegensatz dazu unsere Sophisten, deren entgegengesetzte Erscheinungsform dann erreicht ist, wenn einzig die Form den Inhalt bestimmt. Und irgendwie zeigt sich bei solchen Unikaten immer wieder dasselbe Phänomen der Redundanz: Der zeitgleiche Blick auf die Pläne und Bilder, welche auf dieselbe Art den Inhalt zu überspielen glauben, ja dieser abstrakte Pleonasmus erheitert mich immer wieder von Neuem.
Es ist doch so:
Die Form erklärt den Inhalt. Der Inhalt zeigt sich in der Form. Die Form verführt dazu, den Inhalt zu konsumieren aber die Form hilft – wenigstens dem standhaften Zuhörer nicht- einen Inhalt zu verkaufen, der nicht existiert.

So plädiert die Rhetorik der Neuzeit, dass "Reden" nunmehr überzeugend wirken, weil sie aus dem Innern der Seele oder des Herzens fliessen und nicht mehr, weil eine bestimmte Technik möglichst geschickt angewandt wird und verschwand als Lehrfach. Tatsächlich gibt es einige Rafinessen der Rhetorik, die nicht schaden würden, sie in die Lehre einzubauen. Die Professur von Christian Kerez machte es einst vor und lehrte den Studenten, sich über ihr Wirken bewusst zu werden, indem sie an der Kritik eine Kamera aufstellten. So lernt vielleicht auch noch der eine oder andere den so wesentlichen Unterschied von Überreden und Überzeugen – ja im Autodidaktismus.
Es ist nicht die Rhetoriklehre selbst, eher das Wort “Präsentation”, welches an dieser Schule deplaziert ist und automatisch ein sophistisch angehauchtes Verhalten evoziert. Ich stelle mich keinesfalls auf Goethes Seite, wenn er die Rhetorik als “Schule des Verstellens” verpönt. Nur soviel soll gesagt sein:
“REM TENE, VERBA SEQUENTUR.” Beherrsche die Sache, dann folgen auch die Worte. (Cato der Ältere)
"Weder ist es der rechte Winkel, der mich anzieht, noch die gerade Linie, hart, unflexibel, geschaffen vom Menschen. Was mich verlockt ist die Kurve, frei und sinnlich, die Kurve, die ich in den Bergen meines Landes finde, im gewundenen Lauf seiner Flüsse, in den Wellen des Meeres, im Körper der geliebten Frau. Aus Kurven ist das ganze Universum geschaffen - das gekrümmte Universum Einsteins."
(Oscar Niemeyer)


Für Oscar Niemeyer liegt der Reiz der Architektur nicht im rechten Winkel, sondern in der Kurve, die findet er spannend und inspirierend. Was macht also in der heutigen Zeit den rechten Winkel so zum „non plus ultra“ der Architektur?
Steht der rechte Winkel für Radikalität, Einfachheit und Abstraktion? Ist es eine Flucht aus der Komplexität, die durch Rundungen hervorgerufen werden? Ist es einfach nur ein Trend?
Was ist die Faszination am rechten Winkel?

Saturday, March 20, 2010

Über die Wichtigkeit von Worten in der Architekturkritik

Entschuldigt mal: Bilder, Pläne, Modelle - was ist mit dem Wort? Ich rede nicht vom geschriebenen Wort, von irgendwelchen Texten, die aufgrund verlorener Liebesmüh oder als Lückenfüller ihren Weg aufs Layout finden und oft, wenn man sich die Lektüre überhaupt antut und nicht aufgrund der schmerzenden Anhäufung unzähliger orthographischer Fehler frühzeitig abbricht, diese kaum lohnen. Ich rede vom gesprochenen Wort, das meist vor allem anderen kommt, am Anfang einer jeden Kritik und am Anfang eines jeden Entwurfs, wenn man noch gar keine Bilder und Pläne hat, sondern vielleicht nur eine Idee und ein paar Skizzen. In Gruppenarbeiten streitet man sich darüber, wer das Ganze präsentiern "muss", anstatt genau darin die Chance zu sehen. Mit Worten kann man erklären, überzeugen, Ideen darstellen, Bilder und Stimmungen evozieren, das kreative Mitdenken und Anknüpfen des Gegenübers bewirken, ein Feld von möglichen Vorstellungen und individuellen Interpretationen eröffnen, während Bilder und Pläne es meist schliessen, fixieren in einer konkreten Vorstellung. Dass es irgendwann zu diesem fixierten Punkt kommt, liegt in der Architektur auf der Hand und geschieht endgültig wohl aber erst mit dem fertigen Bau. Bis dahin ist es jedoch ein langer Weg, und kommt es in unseren Projekten im Entwurfssemester ja nie, also plädiere ich für mehr Freiheit, für das Reden und für das Schätzen der Worte, die einen unterschätzt grossen Anteil am Entwurf ausmachen. Worte können jedoch auch das Gegenteil; dem Gezeigten widersprechen, es verunklären, zerstören oder mindestens genauso schlimm: Langweilen oder gar einschläfern. Während an der ETH allen Darstellungsformen und deren Förderung so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, dem Plan zeichnen, dem Bilder erstellen, dem Modelle bauen, wird ein mindestens genauso wichtiges Medium, zwar nicht in der Praxis aber in der Lehre vernachlässigt: das Wort. Ständig muss man alles präsentieren - aber wie man das 'gut' macht, darüber wird geschwiegen.

Friday, March 19, 2010

http://www.0300tv.com

Hier noch eine Ergänzung zum Thema der Bilder in der Architekturkritik. Das Medium des Films wurde bisher ja noch nicht erwähnt. Die Clips auf dieser Seite gefallen mir zum Beispiel ziemlich gut. Hier wird die Architektur so dargestellt, wie sie ist; man sieht die Leute, die sie benutzen, ebenso wie zum Beispiel die Spuren der Patina. Die Autoren geben auch keine Wertungen ab über die Bauwerke, obwohl die Bildausschnitte etc. natürlich bewusst gewählt sind.

Thursday, March 18, 2010

Die Neustadt am Stadtrand lebt (?)

Bild vs. Text

So titelt die NZZ Print- und Onlineausgabe am Dienstag, 16. März und nimmt dabei Bezug auf die grossmassstäbliche Überbauung Glattpark in Opfikon. Auf einer gewaltigen Parzelle entsteht hier entlang eines hunderte von Metern langen Kunstsees Wohnraum für 7000 Menschen. Die erste von insgesamt drei bauetappen steht kurz vor der Vollendung.

Wenn ein Projekt dieser Grössenordnung angegangen wird, liegt das Zauberwort Durchmischung auf der Hand, wird aber nicht derart konsequent umgesetzt, wie man es sich wünschen würde. Dennoch scheint der Autor des Artikels dem ganzen Unterfangen gegenüber wohlgesinnt zu sein und verbreitet einen eigenartigen Optimismus, über den ich persönlich mehrmals gestolpert bin.

Von Euphorie ist die Rede, von Internationalen Unternehmen, welche ihre Hauptsitze an den Glattpark verlegen werden, von einem See mit Promenade, umgeben von bepflanzten Aussenräumen, aber auch von Häuserschluchten. Ein ständiges Oszillieren zwischen jenen Gegensätzen, welche per Definition Urbanität beschreiben und somit auf das vorherrschende städtebauliche Ideal verweisen. Nicht zu vergessen: Man hat sogar eine eigene Postleitzahl ... aber zum Glück nicht zu viele Ausländern. So richtig urban will man dann doch nicht sein.

Wieder und wieder schweift mein Blick beim Lesen des Artikels über das Bild welches ihn illustriert. Im Anschluss an jeden gelesenen Abschnitt suche ich darin nach einer Bestätigung dessen, was mir der Autor mitzuteilen versucht ... und werde nicht fündig.

Das Bild ist stärker als der Text, es hat mich schon vor Beginn meiner Lektüre auf einen bestimmten Kurs gebracht und in mir jene Sterotype geweckt, die ich mit tristen mittelländischen Vorstadtsiedlungen verbinde. Und diese obsiegen gegenüber dem geschriebenen Wort.

Wie so oft siegt das Bild und ich fühle mich dabei ertappt.

Link zum Artikel: http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/glattpark_opfikon_1.5224595.html

Wednesday, March 17, 2010

Tuesday, March 16, 2010

Über die Wichtigkeit von Bildern in der Architekturkritik

Bild: Mela Jovanovic, HS 09, Prof. Mateo

Über die Wichtigkeit von Bildern in der Architekturkritik


A: „Wo machst du dieses Semester den Entwurf?“

B: „Bei Sik.“

A: „Der schaut doch immer nur auf die Bilder, oder?“

Bilder sind ein Hilfsmittel, primär um Ideen und Stimmungen zu kommunizieren. Wie der Dialog oben zeigt, will man aber nicht, dass der Entwurf auf die Bilder reduziert wird – wieso eigentlich? Offenbar ist man der Meinung, dass man mit Plänen und Diagrammen vielmehr aussagen kann als mit Bildern...ist das auch so? Zumindest stellt sich diese Frage bei Projekten wie sie während dem Studium verfasst werden.

Zudem, bei Kritiken...der Blick geht natürlich zuerst zu den Bildern und es sind auch vorwiegend die Bilder und deren Aussage die diskutiert werden. Pläne werden zur Klärung von Dimensionen und räumlichen Verhältnissen zugezogen oder um Vermutungen die aufgrund des Bildes auftauchen zu überprüfen.

„ein Bild sagt mehr als tausend Worte“

Wie würde wohl eine Kritik ohne Bilder ablaufen? Schliesslich sind es doch gerade diese, die einen solch schnellen Einstieg in ein Projekt überhaupt erst ermöglichen.

Wieso also diese Skepsis dem Bild gegenüber? Wieso nicht eine Architekturkritik in Bildform?

Bunker oder Kleinod?

„Unsere Arbeit basiert auf dem Verständnis von Architektur als etwas Objekthaften“ steht im Profil der Internetpräsenz des Berliner Büros AFF Architekten. Einmal mehr erfährt diese These ihre Bestätigung in der kürzlich erfolgten Fertigstellung der Schutzhütte am Fichtelberg.

Im Erzgebirge gelegen substituiert bzw. erweitert der elegante Sichtbetonkörper einen Holzbungalow, welcher seit 1971 Wanderern Schutz gab. In den letzten 15 Jahren sich selbst überlassen, verfiel die Hütte zusehends, um schließlich bei einer Auktion in den Besitz der Architekten überzugehen.

Zur Straße hin wirkt der Betonkörper schwer und geschlossen und zeigt der Zivilisation damit die kalte Schulter. Zum Wald hin öffnet er sich großzügig um eine enge Bindung mit der Natur einzugehen. Ablesbar wird der von den Architekten formulierte Wunsch nach der „Rückkehr zum Elementaren“.

Da ein Neubau baurechtlich nicht zulässig war, wurde die alte Hütte kurzum als Schalung für die Innenwände verwendet. Sie lebt damit im Neuen fort und reliefiert die Innenräume.

Genutzt wird die Hütte fortan als kleines Atelier. Sie kann aber weiterhin bis zu sechs Leuten eine Unterkunft bieten und wird von AFF Architekten zu diesem Zwecke auch vermietet.

Um einer Diskussion - dem verständlichen Wunsch von Philippe folgend - eine Basis zu bieten, darf bei aller Ästhetik dieses Projektes wohl die Frage aufgeworfen werden, ob der skulpturale Betonkörper am Rand des Fichtenwaldes die richtige Antwort auf den Ort ist und (anknüpfend an vorherige Beiträge) vom Laien verstanden werden kann.

Monday, March 15, 2010

„Wir Architekten werden zu den Gewinnern der Krise zählen“

Im Gespräch mit Michael Schumacher

Von Matthias Alexander

Der Architekt und BDA-Vorsitzende von Hessen Michael Schumacher spricht in einem Interview über den Bilbao-Effekt, die Qualitäten von Architekten und über Chancen, die sich für die Architektenschaft aus der aktuellen Wirtschaftskrise ergeben könnten.



KRITIK ZUR KRITIK

Internet ≠ Zeitung

Ich stelle fest: Es gibt viele interessante Einträge, aber es kommentiert sie Niemand. Sind die Einträge nicht diskussionswürdig oder werden sie gar nicht gelesen?

Byxbee Park





Dieser Park ist ein Projekt von George Hargreaves, einem amerikanischem Landschaftsarchitekten. Der Park wurde auf einem riesigen Hügel Abfall errichtet, der sich am Rande einer Bucht in San Francisco befindet. Der Park steht für mich persönlich für eine Faszination, Leidenschaft und Poesie, die allen Widerständen zum Trotz die Oberhand behält. In dem Sinne ein typisch architektonisches Projekt also...

Architektur: Ein gesellschaftlich irrelevantes Metier?

Zum Thema Architektur und Gesellschaft von Arno Brandlhuber:

Architektur scheint ein gesellschaftlich irrelevantes
Metier. Schlagworte wie 'Neoliberalismus',
'Digitale Revolution', 'Markt-Populismus' beschrei-
ben einen grundlegenden Paradigmenwechsel. So wenig
der physische Raum von diesen Umwälzungen unberührt
bleibt, so wenig Impulse vermag die architektonische
Praxis zu deren Bewältigung zu setzen. Alles verän-
dert die Architektur, die Architektur verändert nichts.
Bau-Produktion und Bau-Kultur sind im Sinne
eines gesellschaftlichen Diskurses von einander abge-
koppelte Themenfelder.

aus www.a42.org

Saturday, March 13, 2010

In vino veritas.

schlaflos.

Meine geliebte Architektur, du machst mich schlaflos.
Du erlaubst es dir, alle nur erdenklichen Themen des menschlichen Daseins in einem so grässlichen, durch deinen Gestank zum Erbrechen führenden Eimer voller Eindrücke, purer Gegensätze, jugendlichem Glauben an das Berühren der menschlichen "achso" Wahrheit und ebenso grausamer Realität über mich zu schütten - in der Meinung, ich könnte zu jeder Stunde dieser Überforderung mit Leidenschaft gegenübertreten.

Ha! Da hast du dich, wie du es bei allem Respekt gelegentlich tust, getäuscht. So wie du hin und wieder deiner wesenhaften Herrlichkeit mit derart verlogenem Selbstvertrauen gegenübertrittst, welches so falsch ist, dass es nur als erbärmliches Abbild deines eigenen Machers gedeutet werden kann; so wie du dich zuweilen mit gesuchter, ja völlig an den Haaren herbeigezogener Einfachheit brüstend an einer Strasse zeigst, weil du das Demütige im eben gelernten Wort Bescheidenheit als Attribut gleichermassen einbeziehen willst; wie du dir auf unserem Berg schon dutzdendfach ein wahrhaftig gewagtes Kleid übergestreift hast, sei es dasjenige eines übermütigen Wahnsinnigen oder eines in erzwungener Schlichtheit, das nur leider, so oder so, zu dir nicht passte.
Meine geliebte Architektur, just machst du mich schlaflos.
So schütte ich heute einen Eimer des edlen purpurnen Getränkes in mich selbst, damit ich dich dann morgen wieder lieben kann.

Thursday, March 11, 2010

In censura veritas.

In censura veritas.


Den Auftakt meines Architekturblogs macht eine Aussage in Anlehnung an Plinius` berühmte Phrase “in vino veritas” . Der Titel “in censura veritas” (in der Kritik steckt die Wahrheit) initiiert die Zuwendung zweier substanzieller Themen in Bezug auf die Architektur. Kritik (censura) und Wahrheit (veritas).


Censura.

Wenn die Fähigkeit vorliegt, Kritik nicht als Tadelung oder Herabwürdigung wahrzunehmen, sondern sie wie im ursprünglichen Sinne (griechisch “krinein”: scheiden, unterteilen) als die Kunst der Beurteilung in Bezug auf einen Sachverhalt zu betrachten, wird die Bedeutung und Tragweite dieses Begriffs für die Architektur erst möglich. In Kants `Kritik der reinen Vernunft` meint Kritik nicht eine Beanstandung reiner Vernunftserkenntnis, sondern die Suche nach den `Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis aus reiner Vernunft`. Kant besagt, und dies scheint mir sowohl für die heutige Zeit im Allgemeinen wie auch bezüglich der Architekturkritik im Spezifischen wichtig, dass alle Erkenntnis von der sinnlichen Erfahrung ausgeht. Die Sinne sind eine eigenständige Erkenntnisquelle. Sie liefern das Material, ohne das eine Erkenntnis überhaupt nicht möglich wäre. Wenn wir zusätzlich Kritik als eine Grenzziehung zwischen dem Wissbaren und dem Unwissbaren auffassen, wird mein Anspruch bezüglich der Architekturkritik ersichtlich:
Nebst einer noch so klugen und überzeugenden Differenzierung bezüglich dem Wissbaren eines Gebäudes (Themen wie Raum, Position und Orientierung, Form, Funktion, Konstruktion, Fassade, Bezug zur Umbegung ect.) soll ebenso sein Gegenpol, das Unwissbare, nie aus den Augen, besser gesagt - aus den Sinnen verloren und als gleichwertiges Urteilsfeld der Kritik beigezogen werden. Während eine exakte Analyse des Gebäudes auf verschiedenen Ebenen das Wissbare zum Vorschein bringt, so ist es vor allem und nur die emotionale Wahrnehmung aus Sicht des Betrachters, welche das Unwissende evoziert.
Peter Zumthor verwendet in seinem Buch Atmosphären dafür folgende Worte:
“Atmosphäre spricht die emotionale Wahrnehmung an, das ist die Wahrnehmung, die unglaublich rasch funktionniert, die wir Menschen offenbar haben, um zu überleben. Sofortiges Verständnis, sofortige Berührung, sofortige Ablehnung. (...) Wir kennen das ja alle: wir sehen einen Menschen und haben einen ersten Eindruck von ihm. Und ich habe gelernt: vertraue dem nicht, du musst dem Menschen eine Chance geben. Jetzt bin ich ein bischen älter und ich muss sagen, ich bin doch wieder beim ersten Eindruck. Ein bischen ist es für mich so auch mit der Architektur. Ich komme in ein Gebäude, sehe einen Raum und bekomme die Atmosphäre mit, und in Sekundenbruchteilen habe ich ein Gefühl für das, was ist.”
Wissendes und Unwissendes. Jedes Gebäude hat einen ganz eigenen, bestimmten Charakter. Ein schwierig definierbares, aber unverkenntliches Etwas, was präsent ist und auf jeden, bewusst oder unbewusst, wirkt. Der moderne Mensch ist ununterbrochen von Gebäuden umgeben. Architektur, im weitesten Sinne als Auseinandersetzung des Menschen mit gebautem Raum verstanden, beeinflusst die Stimmung und Psyche. Architektur hat für jeden Menschen eine sehr konkrete Bedeutung und bestimmt das altägliche Leben viel stärker als Musik, Literatur, ect.
Wissendes und Unwissendes. Sollte uns nicht die Qualität des Lebensumfeldes ein höchstes Anliegen sein? Sollten wir nicht eben dieses Gefühl bei aller Kritik nicht vergessen – mehr noch – es in die auf Tatsachen basierende Kritik miteinbeziehen? Bauen wir doch Gebäude nicht nur der Funktion wegen. “Architektur ist gefrorene Musik “, bemerkte einst Arthur Schopenhauer. Umgekehrt könnte man sagen, beim genaueren Hinsehen, wenn das Gebäude langsam aus seiner Eisstarre auftaut, beginnt es, sich zu bewegen. Wohin bewegt es sich? Zu welchem Takt? Ist die Musik schnell oder langsam? Bewegt es sich geschmeidig oder abrupt? Tanzt es allein oder tauscht es seine Partner mit den umliegenden Gebäuden?
Wissendes und Unwissendes. Ich bin für mehr Wissen über das Unwissende!






Veritas.

Wie oben bereits erwähnt, bekräftigt Kant: ..”erst die Einheit aus Sinnen und Verstand führt zur Erkenntnis.” Ich füge hinzu: Und durch die Erkenntnis zur Wahrheit.
Wie das unter censura erwähnte “Mysterium des Unwissens”, so liegt auch in der Materie der Veritas ein ähnlich ignoriertes Phänomen vor. Die Wahrheit bzw. die Wahrhaftigkeit eines Gebäudes.

Bezüglich der Wahrheit im Sinne eines richtigen Sachverhaltes existieren verschiedene Theorien. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um die Übereinstimmung zweier Relata. Die Korrespondenztheorie sieht Wahrheit als Relation (Übereinstimmung, Adäquation) zwischen zwei Bezugspunkten: Subjekt – Objekt (wie zB. Betrachter – Gebäude) In der Philosophie des Neuthomismus wird Wahrheit mit der Übereinstimmung zwischen dem Wissen und dem Seienden gleichgesetzt. Um welche Übereinstimmung handelt es sich in der Architektur, damit wir ein Gebäude für “wahr” bezeichnen oder wie es Peter Zumthor ausdrückt: “Wie kann man solche Dinge entwerfen, die eine derart schöne, selbstverständliche Präsenz haben, die mich immer wieder berührt?”

Sein, Schein und das Mass.
Gebäude sprechen. Egal, was sie sprechen oder wie sie es tun, es sollte lediglich das sein, was sie zu sagen haben und in der Sprache, der sie bemächtigt sind. Wahrheit ist demnach der Gegensatz zu Schein, als eine Natürlichkeit im Sinne von Echtheit in Bezug auf einen Bau. Oft wird der Anspruch auf Wahrheit von Kollegen missverstanden. Die fehlenden Kosten müssen in solchen Fällen als häufigstes Argument hinhalten. Handelt es sich jedoch nicht um eine Forderung wie im Sinne von Materialechtheit = Wahrheit. Vielmehr ist diese Wahrheit im Zusammenhang mit dem Begriff `Maze` aus der höfischen Literatur zu verstehen.
In der Einleitung zum Epos Parzival rät Wolfram von Eschenbach den Frauen, nie das Gefühl für das rechte Mass zu verlieren. Auch in der folgenden Handlung bestimmen die Rittertugenden und deren Wertvorstellungen das erstrebende Moralsystem. Staete (Aufrichtigkeit), muot (Mut), êre (Ehre) sowie diemüete (Demut) sind nebst dem technischen Geschick nur einige anzustrebende Eigenschaften, die sich Parzival in seiner Erziehung zum Ritter und auf der Suche nach dem Gral anzueignen hat. Und wie sieht es mit uns Architekten aus? Reichen die erlernten technischen Fähigkeiten und die ansatzweise entwerferischen Anfangserfahrungen wirklich aus, um uns nach Erhaltung des Diploms auf das Verantwortungsfeld Menschheit und Kulturgut loszuschicken, um das Bild unseres Lebensraumes mitzugestalten? Welches sind denn unsere zeitgenössischen Werte, die wir beiziehen können und wer lehrt sie uns?
In der Tat ist auf solche Fragen heutzutage nicht mehr mit wenigen Schlagwörtern wie Aufrichtigkeit, Mut ect. zu antworten. Dennoch bin ich überzeugt, dass solche Werte noch existieren und dass gerade heutzutage die Sehnsucht nach Tugend und Moral auch in Bezug auf das öffentliche Kulturgut gross ist. Liegt es nicht in der Natur des Menschen, dass er Wahrheit und Echtheit dem Unwahren und Künstlichen vorzieht?
Damit aber beim Betrachten eines Gebäudes Begriffe wie Wahrheit, Wahrhaftigkeit oder Erhabenheit zum Leben erweckt werden können, braucht es zuallererst seitens der Macher ein wiedererkanntes Bewusstsein darüber, was Wahrheit in der zeitgenössischen Architektur überhaupt bedeutet. So fordere ich: Vergesst den Anspruch an das Wahre nicht. Wahres ist nicht langweilig, nur weil ihm überflüssige, hingeworfene Attribute aus künstlerischem Übermut und verfehltem Drang nach Exklusivität fehlen. Mass halten! heisst meine Devise und zwar mit denjenigen Mitteln, die zur Verfügung stehen, mit Achtung vor der Aufgabe, Selbstkritik, dem Glauben an die Wahrheit und dem Vertrauen, die Lösung in sich zu finden. Ist es gerade das Ziel, dass der Bau aus dem Rahmen fällt – mehr zu wollen, als er in Wirklichkeit ist oder will er sich zu den anderen bloss dazugesellen und sagen `jetzt bin ich auch noch da` oder möcht er gar an etwas erinnern, etwas bewirken in den Köpfen derjenigen, die ihn betrachten.. Welches Ziel auch immer das Gebäude beabsichtigt, das grosse Ziel ist unumstritten: Ein Gesamtes schaffen, das in sich stimmt – stimmig ist, in sich massvoll ist. Nicht mehr und nicht weniger. Architekten! Haltet das Mass!

Die Sprachverwirrung der Wissenschaften

In einer Zeit wo immer schneller neue Materialien und Techniken entwickelt werden, habe ich das Gefühl wir kommen der Verantwortung und den möglichen Potenzialen dieser Erneuerungen nicht nach. Damit meine ich nicht den Fortschritt in einzelnen Disziplinen zu verlangsamen oder gar zu unterdrücken wollen. Doch wenn wir so sehr damit beschäftigt sind, uns in unseren eigenen Disziplinen zu vertiefen, um uns zu verbessern, sollten wir dabei nicht den Überblick über das Ganze verlieren. Wir vergessen oft die gelernte Grammatik verantwortungsvoll anzuwenden.

Jetzt wo beispielsweise Wörter wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als wichtige Themen in vielen Disziplinen als selbstverständlich gelten, meine ich, dass wir auch diese Themen zu schnell einfach als Ausrede brauchen, um nicht wirklich nachdenken zu müssen, was langfristig sinnvoll ist. Vielleicht kommt das auch daher, dass wir uns in unsren Spezialgebieten zu sehr abkapseln und den interdisziplinären Dialog scheuen, oder er oft kurzfristig- ökonomisch keinen Sinn macht.

An der Klimakonferenz in Kopenhagen wird auf politischer Ebene Panik verbreitet, dass uns die natürlichen Ressourcen ausgehen und uns bald die Welt explodiert. Also werden neue Richtwerte für CO2 festgelegt, womit den Menschen anstatt einen Anstoss zum Verzicht auf Überfluss, sie mit verbesserter Technik, aber denselben Gewohnheiten weitermachen dürfen. Nun habe ich aber auch gehört, dass jedem Ölhändler klar ist, dass spätestens in 40 Jahren uns die Nutzung der Sonnenenergie einen riesigen Überschuss an Energie liefern wird. Wollen sie die drohende Überbevölkerung auch mit solchen Argumenten stoppen?

Ich schliesse mich Njel an und fordre Alle auf: haltet Mass! Und die Architekten, welche behaupten sie können zwischen dem Fokus ins Detail und dem Überblick auf das Ganze, Zusammenhänge erkennen und beeinflussen, diese fordere ich auf den interdisziplinären Diskurs zu suchen und die Verantwortung gegen über dem Menschen und dessen Kulturgüter wahrzunehmen.

Ich wurde darauf hingewiesen, dass ich in der vorherigen Diskussion den Eindruck erweckte, dass ich denke, dass der Architekt aufgrund seiner Ausbildung dem Laien und seiner Meinung höher gestellt ist. Ich denke jedoch nur, dass wenn der Architekt nicht mehr Wissen über das Denken der Architektur hat, würde das Studium oder die Ausbildung als sinnlos dargestellt. Die Ausbildung sollte doch eigentlich dazu führen, dass der Architekt u. a. ein Gespür für die Bedürfnisse der Laien entwickelt und diese auch umsetzen kann. Ich würde diese Meinung mit einem etwas plakativen Beispiel untermauern: Ein Metzger sollte aufgrund seiner Ausbildung und seiner Passion besser wissen wie eine gute Wurst schmeckt, trotzdem darf der Bäcker seine Meinung zur Wurst äussern und der Metzger sollte sich durch die Kritik auch beeinflussen lassen. Doch es ist klar, dass der Bäcker die Umstände und Faktoren für eine gute Wurst nicht kennt und auch nicht kennen muss, denn er ist ja Bäcker.

Kühne Entwürfe oder Schandflecken ?


Unter dem Titel "Wenn aus Schandflecken Denkmäler werden" ruft Phillip Zweifel im Tagesanzeiger zu einer Dusskussion über Schweizer Grosssiedlungen auf. Anlass dazu ist die genfer Grosssiedlung "Le Lignon", die nun unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Ein schönes Beispiel einer Laiendisskusion, wie wir sie heute Nachmittag im Seminar besprochen haben und auch ein wertvoller Beitrag zur Beurteilung dieser Bauwerke als Wohnform.


[...] denn über die Ästhetik lacht er [...]

Als ungeübte Bloggerin stellt sich mir als erstes die Frage: muss ich das alles lesen was die andern so schreiben? Und muss ich darauf reagieren? Oder inszeniert man seine eigene Meinung frei nach „fuck the context“ und zelebriert das Aneinandervorbei-Reden? Da dies wohl die einfachere Variante ist, fällt die Wahl nicht schwer und möge mir angesichts meiner Unerfahrenheit verziehen werden. Wenn ich schon nicht auf die anderen Blogger Bezug nehme, so wenigstens auf die letzte Stunde und das Input-Referat zur Frage „Was ist Architekturkritik?“.

„Balzac sinnt über die schönen Künste nach, indem er sie konstruiert. Er sucht nicht nach Urteilsmassstäben, denn über die Ästhetik lacht er, er sucht nach Produktionsbedingungen, weil er nach der aktiven Praxis des Künstlers fragt. Vor der mühelosen Kritik steht die mühevolle Arbeit des Schaffenden. Vor der Metasprache des Urteils, muss man zunächst etwas konstruieren.“ (Michel Serres, Der Hermaphrodit, 1989)

Dieses Zitat von Serres passt zu der im Referat geschilderten transzendentalen Art der Kritik (von Serres jedoch hier nicht als Kritik, sondern als Suche nach den Produktionsbedigungen bezeichnet), welche nach den Bedingungen für die Möglichkeit von etwas (z.B. Architektur) fragt. Zugleich mockiert er sich über eine ästhetisch urteilende Kritik. Die beiden Kritikarten lassen sich einerseits zeitlich einordnen in ein Vorher und Nachher, anderseits implizieren sie auch eine Unterscheidung was die kritisierende Person betrifft. Während der transzendentale Kritiker von Architektur selbst Architekt sein muss, ist die Person des urteilenden Kritikers offen (Laie, Architekt, Wissenschaftler etc.). 

Ich frage mich, ob diese Unterscheidung nicht tauglich wäre, um Kritiken, wie sie in der Entwurfspraxis an der Schule und in Wettbewerben geübt wird, von Kritiken in Architekturzeitschriften zu unterscheiden. Was natürlich nicht heissen soll, das letzere lachhaft seien. Aber vielleicht nie „konstruktiv“ in dem Sinne, dass sie nicht primär nach den Produktionsbedigungen fragen oder Aufschluss über diese geben.

Kurz: Braucht Architektur Kritik? In transzendentalem Sinn verstanden bestimmt, denn sie ist Voraussetzung von Architektur. Bliebe die Frage offen, ob denn die Suche nach den Produktionsbedingungen nicht letztendlich auch über eine urteilende Kritik läuft, sei es im Sinne des Textes von Falk Jaeger als Analyse, Interpretation oder Urteil des kulturhistorischen Kontexts.

 

 

Wednesday, March 10, 2010

nobody tears down a building if the architecture critic doesn't like it

In seinem Vortrag “Architecture Criticism: Does it matter?” reflektiert der amerikanische Architekturkritiker, der für die New York Times schrieb und heute für The New Yorker arbeitet, über die Rolle und Aufgaben von Architekturkritik.

“[...... ]Architecture criticism is aesthetics and it is politics and it is sociology and it is culture, and if you do not accept the notion that all of these things are intimately intertwined, then you fail to understand what has to be the foundation of all writing about design, which is that every object has an aesthetic presence and a social one at the same time, or, to put it another way, every object is both a physical thing and a political thing, and it has to be understood and criticized as both. It is not one or the other, but both, all the time.”

Er definiert die Funktion des Architekturkritikers als Vermittler zwischen Architektur und Nicht-Architekten, der den Lesern neue Einsichten/Sichtweisen beschreiben und ganz allgemein die öffentliche Aufmerksamkeit/das öffentliche Bewusstsein für Architektur und Gestaltung erhöhen könnte. Wichtig für ihn ist dabei, dass Architektur nie allein rein vom Ästhetischen, sondern immer in ihrem Kontext betrachtet und kritisiert wird.
Die Architekturkritik sollte also einen grösseren gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenhang herstellen und gewinnt erst dadurch die Möglichkeit, ein Nicht-Fachpublikum für ihr Gebiet zu interessieren. Der Effekt davon ist natürlich nicht sofort erkenntlich, sondern Teil eines Lernprozesses.

“Its [the criticism’s] effect, I think, is gradual, and subtle, and really does come down to the issue I talked about a couple of minutes ago, which is the creation of a more visually literate public that, presumably, will be a constituency for better architecture and design. It's true that nobody tears down a building if the architecture critic doesn't like it.”

link zum Vortrag: http://www.paulgoldberger.com/lectures/12


Atelier Scheuchzerstrasse 19:17

Leere ist keine Bedingung, sondern ein Unterstreichen der bereits vorhandenen Schönheit.

"Wir bauen eine Stadt" wird auf einem Schild nahe der Siedlung am Lindberghplatz in Zürich Opfikon propagiert. Die "Stadt" ist leer, aber schön noch lange nicht. Was war zuerst da? Hässlichkeit oder Leere? Ist die Siedlung leer weil sie hässlich ist, oder hässlich weil sie leer ist? Ist es Aufgabe des Städtebauers genügend Publikum anzuziehen, um "urbane" Einöde zu vermeiden, oder Aufgabe des Architekten durch die Gebäudeästhetik einen Anziehungspunkt zu generieren?

Die Verzerrung des Architekturgeschmacks durch die Ausbildung zum Fachidioten


Früher, als ich noch in meiner provinziellen Heimat in einem kleinkarriertem Tourismuskaff hauste und mich dafür entschied, Architektur zu studieren, schwor ich mir, ich würde mir keinen Geschmack beibringen wollen lassen. Ich wollte Gebäude bauen, die auch das Herz meiner Mutter verkraften kann, im Idealfall sogar erfreut. Ich wollte nicht den Beton lieben, sondern viel eher eine zeitgemäße Almhütte entwerfen lernen. Kurz gesagt, ich wollte die naive Sicht auf die moderne Architektur nicht verlieren um nicht NUR „Art pour l’art“ zu schaffen, sondern auch die gängige Trivialität in Rausch zu versetzen.
Keinesfalls wollte ich historistisch sein und den Zeitgeist ignorieren, keinesfalls wollte ich engstirnig und unauffällig sein, aber auf jeden Fall kein isolierter Fachidiot.
Es war mir damals sehr wohl bewusst, dass man durch eine umfassende Bildung auch „grobere“ Architektur, wenn man sie so definieren darf, schätzen lernen wird und der geschichtlichen Hintergrund dieser Grobheit eine Rechtfertigung verleihen wird, die so einleuchtend sein wird, dass auch ich sie propagieren werde. Ich war damals sogar sehr gespannt darauf, wie es sein wird, an diesem Groben Gefallen finden zu werden: welche Aspekte werden es sein, welche Details?
Die Geschichte dieser Grobheit, die meine Mutter aber so sehr belastet, wollte ich nicht fortführen, ich wollte lieber eine Alternative dazu finden. Nun aber habe ich, aus Gefallen daran, bereits beängstigend viel Grobes in meinem Studium entworfen und das bereitet mir erste Sorgen. Sollte ich meinen jugendlichen Eid einfach fallen lassen oder an den alten, vergangenen, überholten, aber für Mama immer noch aktuellen, Idealen festhalten?

Hoeoer

Atelier Scheuchzerstrasse, 10.55 Uhr

"Schöne Städte sind leer am schönsten."
(H. Kollhoff)

Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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