Tuesday, March 1, 2011

Gastvortrag

KARIN SALM
Das Interview – die radiophone Königsdisziplin

Freitag 04/03/2011
15:00 Uhr/HIL E67 (Rote Hölle)

2 comments:

  1. Dora Imhof und Sibylle Omlin schreiben: "Ist die aktuelle Popularität des Interviews ein Indiz für die Krise der Kunstkritik, eine bequeme und effiziente Lösung, um dem Aufwand und der Mühsal, einen argumentativen Text zu verfassen, elegant auszuweichen? Ist sie ein Tribut an den Personenkult, der Begegnungen, Gesichter und private Anekdoten den sperrigen Objekten und Theorien vorzieht?"
    Eine gute Frage.
    Mir geht es darüber hinaus wie Christoph Lichtin, der findet: "Es gibt eine erstaunlich hohe Zahl von Interviews, die ungemein langweilig sind."
    Wieso macht man eigentlich Interviews mit Architekten? – Ich finde diese Frage, die auf das von Karin Salm angesprochene Ziel eines Interviews hinausläuft, zentral. Ich fände es gut, wenn diese Frage noch einmal im Plenum besprochen würde. Natürlich stellt sie sich für jeden Einzelfall neu. Ich glaube, dass man jedoch auch grundsätzlich darüber nachdenken kann und nachdenken sollte.

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  2. Ich glaube, es ist durchaus legitim, dass wir uns als angehende Architekten gerade auch für das Persönliche aus dem Leben von erfahrenen Berufsgenossen interessieren. Christoph Lichtin spricht davon, dass ein Künstlerinterview dem Leser den Zutritt "zur Kultstätte Atelier" ermöglichen kann. Vielleicht interessieren wir uns aus einem ähnlichen Grund für das Leben unserer Gesprächspartner. Auch Architekten müssen sich bis zu einem gewissen Grad selbst definieren und dazu einen Mythos bilden. Wahrscheinlich lässt sich anhand eines Interviews ganz gut über das Selbstbild des Architekten, auch mit seinen Veränderungen über die Zeit, reflektieren. Schliesslich ist das biographische Interview, wie Gregor Spuhler beschreibt, immer eine "Sinn- und Identitäskonstruktion" bzw. ein "narrativer Konstruktionsprozess". Ob das Thema "Was ist ein Architekt / eine Architektin und welche Selbstbilder hat unser Gegenüber entwickelt?" als Grundfrage für unser Interview genügt, oder ob es viel spezifischere Fragestellungen braucht, möchte ich gerne zur Diskussion stellen.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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