Tuesday, April 27, 2010

Der Investorenwettbewerb

Die Jury bestehend aus einem Vorsitzenden, den Sachexperten und den
Fachexperten kritisieren den Entwurf des Architekten. Nun kommt es in
der Schweiz, besonders bei Grösseren Bauaufgaben, immer häufiger vor,
dass die Sachexperten, also die Investoren, in grösserer Zahl
vertreten sind als die Fachexperten, die Architekten. Es werden in
diesem Fällen die ökonomischen Kriterien oft höher bewertet als die
architektonischen.
Bei der heutigen Wirtschaftslage tritt der Investor auch mal von
einem Vorhaben zurück und übergibt das Wettbewerbssiegerprojekt an
einen anderen Bauherrn. Die Architekturkritik der Jury gerät immer
mehr zur Farce. Ein Fallbeispiel ist der von der SBB ausgelobte
Studienauftrag WestLink 2009. Wie Jury wurde dominiert von
Mitarbeitern der SBB und KPMG. Der Wirtschaftsprüfer ist nach
entschiedenem Studienauftrag aus dem Vorhaben ausgestiegen.
Ist man an Architektur interessiert sollte man an solchen Wettbewerben
nicht teilnehmen. Da aber bei genau diesen Projekten viel Prestige und
Geld auf dem Spiel steht, wird dies kaum einer tun. Ein Verbot wäre
die Lösung.
Ist man an Geld interessiert sollte man sich für solche Wettbewerbe
viel höher entschädigen lassen, als Genugtuung für die herrschende
Willkür.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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