Thursday, April 22, 2010

Bauen ist ein Teil der Alltagskultur

Heute ist in der AZ ein Bericht erschienen über die Architekturwoche 15n vom Sia (www.15n.ch), interviewt worden ist Daniel Kündig, Präsident des SIA.

Frage: Der SIA sollte ein Postulat lancieren: Architektur und Architekturkritik als Schulfach! Man hört kritisch Musik, diskutiert über Literatur, zerpflückt eine Oper oder en Theater, geht in Ausstellungen. Nur Häuser werden nicht angeschaut - ausser kunsthistorisch bedeutende.

D. Kündig: Kunsthistorisch und über die Denkmalpflege, ja. Aber Architektur und Architekturkritik ist kein Thema - obwohl sie unseren gestalteten Lebensraum massgebende beeinflusst. Es gibt ein Schulprojekt vom BSA und SIA, aber das reicht noch nicht. Die Gesellschaft und die Politik kennen den Wert der Baukultur nicht. Die hervorragende Ausbildung an den Schweizer Hochschulen und die hohe Handwerkskunst sind gefährdet (...)

Wie seht ihr das? Muss Architektur ein Schulfach werden, muss das Fach gefördert werden? Gefährdet diese "Unwissenheit" der Bevölkerung unseren Berufsstand?

2 comments:

  1. prinzipiell finde ich die idee, an der schule ein fach architektur einzuführen natürlich sehr reizvoll, allerdings frage ich mich, wie weit es etwas am allgemeinen interesse der gesellschaft verändern würde. ich habe das gefühl, dass die meisten leute architektur als etwas sehr pragmatisches verstehen, etwas das uns einhüllt und schützt, wie unsere kleidung - was es ja natürlich auch ist. aber die architektur hat ja nicht nur ein innen, sondern auch ein aussen und wir bauen mit ihr unseren lebensraum, den wir nicht so schnell wie ein kleid wieder abstreifen können wenn er uns einmal nicht mehr gefällt. dieses bewusstsein um die wichtigkeit von architektur ist wahrscheinlich schwerer zu vermitteln als der inhalt eines solchen fachs, weshalb ich befürchte, dass ein architekturkurs wenn überhaupt nur als wahlfach an die schulen käme und nur von denjenigen schülern besucht werden würde, die sich eh schon immer für architektur interessiert haben, so wie musikfächer nur die musikalisch begabten schüler begeistern.

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  2. Ich sehe das im Prinzip genauso wie Grete. Ein Architekturvertändnis kann man an nicht Interessierte nicht vermitteln.
    An meiner Schule war die Abschlussfahrt eine Kunstfahrt. D.h. wir haben in Rom und Paestum ein richtiges Kulturprogramm gemacht, wo wir mit Skizzenbüchern vor beispielsweise dem Pantheon saßen und es zeichneten. Dem vorausgegnagen war eine Architekturfach an der Schule, an dem alle teilnehmen mussten. Wir nahmen die Architekturgeschichte bis zu Moderne durch. Mir hat das alles sehr viel Spaß gemacht, während einige meiner Mitschüler das sehr langweilig fanden...
    Vielleicht reicht es auch, wenn man das Interesse an der Diskussion an sich weckt um dann auch über Architektur reden zu können.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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