Tuesday, April 27, 2010

Nachhaltige Architektur

Der Architekturstudent bewundert den kreativen Architekten, einer der
Ideen entwickelt oder diese Interessant weiterdenkt. Diese Ideen
müssen auch gebaut sein und das mit sorgfältig ausgearbeiteten
Details, damit die Anerkennung sich verbreitet. Dies bedeutet, dass in
der Entwurfs- und Ausführungsphase viel Aufwand betrieben werden muss.
Die vom SIA beschrieben Vergütungsansätze, welche heute immer öfter zu
Ungunsten des Architekten gedrückt werden, lassen das aber immer
weniger zu. Dies führt entweder zum Architekten ohne Freizeit oder zum
schnellen wachsen und schrumpfen der Architekturbüros, da nach
abgeschlossenen Bauarbeiten das Team nicht mehr finanziert werden
kann. Beide Szenarien sind nicht sehr attraktiv. Der erste Fall
führt zum Architektenfreak und der zweite zu unangenehmsten Stimmungen
im Büro, wenn kurz nach Entlassungen neue Architekten eingestellt
werden. Man arbeitet aus reiner Freude am Beruf und würde das auch
gerne ein ganzes Leben tun. Dies ist ein Arbeitsmodell, das im
Konflikt steht zu einer Familie, sei es aus finanziellen Gründen (ein
80% Architektenlohn reicht nicht für drei oder vier Personen) oder
sozialen Gründen. Man möchte seine Kinder aufwachsen sehen.
Ich frage mich wo bleiben die Architektengewerkschaften?

4 comments:

  1. gewerkschaften haben wir leider noch nicht, dafür: http://archifair.de/titel.html

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  2. Ich kann mich noch sehr gut an meinen allerersten Tag am Hönggerberg erinnern, als wir von Andrea Deplazes in seiner Einführungsvorlesung gefragt wurden, ob wir bereit wären, von nun an 25 Stunden am Tag und 8 Tage in der Woche uns mit Architektur zu beschäftigen. Obwohl zu diesem Zeitpunkt top motiviert und voller Energie, löste diese Frage bei mir schon ein etwas mulmiges Gefühl aus. Also war es wahr, was man so über das "strengste ETH Studium" hörte - Freizeit ade! Aber was sollte aus all meinen Interessen werden, die nicht das Geringste mit Architektur zu tun hatten? Zum Glück wurde wenig später in einer Geschichte der Architektur Vorlesung Vitruv erwähnt, der ja den Architekten als Generalist beschreibt, der so ziemlich von allem eine Ahnung haben muss um gute Häuser bauen zu können. So fand ich eine Berechtigung für all meine nicht-ETH-Aktivitäten..

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  3. Es ist auch das bild des heroischen architekten, der nächte durcharbeitet, es mit diabolischen gu's und tu's und ignoranten bauherren aufnimmt und das ganze für einen hungerlohn, das vielleicht als idealvorstellung überdacht werden sollte

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  4. … oder der eben doch der wahre Held des Baugewerbes ist, ausgestattet mit Idealismus und Überzeugungskraft, den Kampf gegen ein übermächtiges Heer an Opportunisten, Pragmatikern und Gewinnoptimierern afunehmenden ... "Last man standing" quasi.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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