Tuesday, April 13, 2010

Alles schon dagewesen?





Auch die Architekten scheinen das Rad nicht neu zu erfinden. Wir formulieren es nur aus, geben ihm eine Farbe, eine Größe und eine Funktion.

Das Beispiel einer Treppe im Castelgrande Bellinzona hat mich sehr an die moderne Architektur erinnert. Eine schlichte und ganz reduzierte Stufe als Treppe...
Das Alte abstrahieren und in einen neuen Kontext zu bringen ist ja schließlich auch etwas Neues, oder nicht?

5 comments:

  1. Muss man denn das Rad neu erfinden? Ist der Architekt ein Erfinder? Die Erfindung von etwas vollkommen Neuem kann zumindest kaum das Ziel sein. In Anbetracht der langen Geschichte der Architektur ist die Wahrscheinlichkeit klein, dass eine bestimmte Idee noch nie zuvor aufgetaucht ist. Ist nicht gerade das Analysieren und Adaptieren die Stärke des Architekten - aber diese Diskussion wurde ja schon vielfach geführt...Auf jeden Fall würde ich die Frage von Juliane mit einem JA, ES IST ETWAS NEUES beantworten.

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  2. "we are all just DJ's" quote Charles Renfro..

    wahrscheinlich ist es auch hier so ein zwischending: ein spagat zwischen zititeren, referenzieren, copy pasten und dem entdecken neuer zusammenhänge, uminterpretieren und erfinden.

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  3. Man kann ein Rad nicht neu erfinden.
    Und wie wäre es mit gut anstatt neu? Und warum denkt man überhaupt an neu? Wegen dem Wunsch sich als Poparchitekt selbst zu verwirklichen anstatt das zu tun was unsere Lebensaufgabe sein sollte: gute Architektur schaffen.

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  4. genau das ist der heutigen architekten-komplex. selbstprofilierung als anspruch - es muss auf jeden fall etwas "neues" sein, etwas spektakuläres, etwas, das ihren namen in die geschichte tätowiert.
    wieso ist es verpönt zu kopieren, wenn man aber von referenzen spricht, ist alles wieder legitim. vielleicht wäre es mal von nöten die karten auf den tisch zu legen und sich selbst einzugestehen, dass quadratische räder nicht rollen und dass es keine schande ist auch ein rundes zu entwerfen.

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  5. Ist zwar schon ein bisschen älter dieser Blog aber ich dachte ich muss auch noch meinen Senf dazu geben!
    Als ich diesen Blog gesehen/ gelesen hab viel mir sofort das Buch von Rudofsky, Bernard
    Architecture without Architects ein.
    Leider bin ich nicht in Besitz dieses Buches, sonst hätte ich einige Beispiele daraus kopieren können.
    Ich glaube, dass wir Architekten manchmal nur denken wir hätten was „wunderbar neues“ erfunden, dabei haben wir nur eine vergessene Tradition wieder aufgedeckt.
    Ich finde es wunderbar Traditionen zu entdecken und zu versuchen sie zu verstehn.
    Aus welchem Grund hat sich diese oder jene Bauweise über hunderten von Jahren gehalten?Warum haben wir sie auf einmal vergessen obwohl wir uns doch soviel klüger vorkommen?

    In dem Beispiel der Treppe glaube ich sogar ist die alte Treppe im Castelgrande Bellinzona noch tausend mal besser gelungen.
    Was dem Interpreten nicht gelungen ist: die Reduktion auf ein Material und somit die technische Vereinfachung.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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