Thursday, March 11, 2010

Die Sprachverwirrung der Wissenschaften

In einer Zeit wo immer schneller neue Materialien und Techniken entwickelt werden, habe ich das Gefühl wir kommen der Verantwortung und den möglichen Potenzialen dieser Erneuerungen nicht nach. Damit meine ich nicht den Fortschritt in einzelnen Disziplinen zu verlangsamen oder gar zu unterdrücken wollen. Doch wenn wir so sehr damit beschäftigt sind, uns in unseren eigenen Disziplinen zu vertiefen, um uns zu verbessern, sollten wir dabei nicht den Überblick über das Ganze verlieren. Wir vergessen oft die gelernte Grammatik verantwortungsvoll anzuwenden.

Jetzt wo beispielsweise Wörter wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als wichtige Themen in vielen Disziplinen als selbstverständlich gelten, meine ich, dass wir auch diese Themen zu schnell einfach als Ausrede brauchen, um nicht wirklich nachdenken zu müssen, was langfristig sinnvoll ist. Vielleicht kommt das auch daher, dass wir uns in unsren Spezialgebieten zu sehr abkapseln und den interdisziplinären Dialog scheuen, oder er oft kurzfristig- ökonomisch keinen Sinn macht.

An der Klimakonferenz in Kopenhagen wird auf politischer Ebene Panik verbreitet, dass uns die natürlichen Ressourcen ausgehen und uns bald die Welt explodiert. Also werden neue Richtwerte für CO2 festgelegt, womit den Menschen anstatt einen Anstoss zum Verzicht auf Überfluss, sie mit verbesserter Technik, aber denselben Gewohnheiten weitermachen dürfen. Nun habe ich aber auch gehört, dass jedem Ölhändler klar ist, dass spätestens in 40 Jahren uns die Nutzung der Sonnenenergie einen riesigen Überschuss an Energie liefern wird. Wollen sie die drohende Überbevölkerung auch mit solchen Argumenten stoppen?

Ich schliesse mich Njel an und fordre Alle auf: haltet Mass! Und die Architekten, welche behaupten sie können zwischen dem Fokus ins Detail und dem Überblick auf das Ganze, Zusammenhänge erkennen und beeinflussen, diese fordere ich auf den interdisziplinären Diskurs zu suchen und die Verantwortung gegen über dem Menschen und dessen Kulturgüter wahrzunehmen.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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