Tuesday, March 9, 2010






Architektenwerbung

Direktwerbung ist in der Architektenszene immer noch tabu; auch wenn die zunehmende Existenznot der Architekten das Bedürfnis nach einer liberalisierten Werbementalität weckt. Die meisten mittelständischen Büros sind stark auf eine erfolgreiche Projektakquise angewiesen. Die Vorgehensweisen unterscheiden sich nicht sonderlich. Gute Kontakte, Publizität durch veröffentlichte Werke oder im seltensten Fall eine eigene PR-Abteilung sorgt für die notwendige Auftragsfülle. Besonderes Augenmerk sei hier jedoch auf einen Spezialfall gelegt und zwar die alljährliche Weihnachts- oder Neujahrskarte, wie wir sie alle zu Genüge von Banken, Vereinen oder sonstigen Dienstleistern erhalten. Seitdem ich mich in der ‚Architekturszene’ bewege, ist auch noch der Architektenneujahrsgruss, digital oder postalisch, hinzugekommen. Was genau will ein Architekturbüro jedoch mit dieser freundlichen Karte bezwecken? Eine inspirierende Architekturabbildung könnte potentielle Auftraggeber ansprechen und eine kreative Selbstdarstellung transportiert möglicherweise einen besonderen Tätigkeitsschwerpunkt. Vielleicht ist besagtes Medium jedoch auch nur ein altbewährtes Mittel zum Kontakte knüpfen und pflegen. In dem Fall frage ich mich allerdings, ob die abgebildete Neujahrskarte ihren Zweck nicht etwas verfehlt hat. Wenn Sie allerdings ihren Altbau dämmen wollen und auch im Umgang mit ihrer Bauinvestition über eine gute Portion Humor verfügen, dann könnte dieses Büro genau das richtige für Sie sein!

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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