
Die Berichterstattung über Architektur wurde im Kurs ja schon öfters thematisiert. Das folgende Interview mit dem japanischen Architekten Riken Yamamoto erschien auf der Online-Ausgabe des Tagesanzeigers:
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/architektur/Der-Flughafen-ist-eine-Welt-fuer-sich/story/25022161
Das Interview handelt vom neuen Dienstleistungszentrum "The Circle" beim Flughafen Zürich. Zum Ersten geht die Journalistin der Frage nach, was den Architekten an diesem Projekt speziell gereizt hätte. Man erfährt unter anderem, dass der Flughafen Zürich von grosser Bedeutung sei, und er sei "eine Welt, ein Kultur für sich". Da diese doch gehaltvolle Aussage nicht näher ausgeführt wird, ist man der Spekulation überlassen. Der Flughafen Zürich mag eine Welt für sich sein, doch sind nicht unzählige andere Flughäfen auf der Welt ebenso eine Welt für sich? Was ist denn an jenem in Zürich so besonders eigen? Mit dem jedoch nicht genug. Man sieht sich auch der Assage gegenüber, der hiesige Flughafen sei, quasi als Steigerung der "Welt für sich", eine eigene Kultur für sich. Auch hier lässt sich nur raten, was mit der Zürcher Flughafenkultur gemeint ist.
Dieser Kommentar zur ersten Frage könnte auf ähnliche Weise für einige andere Stellen des Interviews wiederholt werden. Vielerorts liest man Aussagen zur Architektur, welche an sich zwar einen gewissen Inhalt haben, die dann jedoch nicht näher ausgeführt werden. Das Gespräch bleibt auf einem ziemlich oberflächlichen Niveau. So zum Beispiel auch bei der folgenden Passage:
"Der Circle wird riesig. Werden sich die Menschen hier wohlfühlen?
Davon bin ich überzeugt. Der Bau ist kein Ort des rationalisierten, ökonomisierten Highendbereichs, er soll auf sympathische Weise den hohen Lebensstandard und die zeitgenössische Schönheit der Schweiz zeigen."
Die Frage, ob sich die Menschen in dem Gebäude wohlfühlen werden, finde ich an sich eine wichtige und gar nicht oberflächliche Frage. Sie spricht ein zentrales Thema der Architektur an. Umso enttäuschender ist dafür die Antwort, welche nur schon nur ihre Kürze nichts sehr tiefgreifendes verheissen mag. Die Art und Weise, wie die Themen der Schweiz (hoher Lebensstandart und zeitgenössische Schönheit) durch die Architektur dargestellt werden, wird bloss als "sympatisch" bezeichnet. Dies ist relativ weit entfernt von einer architektonischen Aussage, welche zum Beispiel Aussagen zur Volumetrie und zur Raumdisposition beinhalten würden.
Ich möchte jedoch nicht zu lange beim Text verweilen und einen Aspekt beleuchten, welchen ich im Zusammenhang mit diesem Projekt interessant finde. Das Projekt erinnert einen in seiner Grösse und Vielfältigkeit an geweisse Megastruktur- Projekte der 60er- Jahre. Nachdem man in der folgenden Zeit von solch grossen Ausmassen in der Architektur etwas weggekommen ist, scheinen sie heute wieder verstärkt zum Zug zu kommen. Ich denke zum Beispiel an das Westside- Centre von Daniel Libeskind. Sie stehen bevorzugt an sehr gut erschlossenen Orten (Hier an der Autobahn das Westside- Centre bzw. bei Flughafen der Circle), und wissen die Standortgunst durch messerscharfe Kalkulation perfekt auszunutzen, und entsprechend daraus Profit zu schlagen. Natürlich trägt die Lage in der Peripherie dazu bei, dass diese Gebäude oftmals etwas abgeschlossene, "eigene Welten" sind und kaum mit der Aussenwelt kommunizieren. Der ökonomische Gehalt dieser Gebäude erscheint mir absolut vorherrschend, was wahrscheinlich auch für dieses Gebäude zutreffen wird.
Etwas polemisch könnte man nun fragen: Hat diese konsumorientierte Architektur in den kurzweiligen und massentauglichen Online- Zeitungen nun ihr Gegenstück gefunden?
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