Als ungeübte Bloggerin stellt sich mir als erstes die Frage: muss ich das alles lesen was die andern so schreiben? Und muss ich darauf reagieren? Oder inszeniert man seine eigene Meinung frei nach „fuck the context“ und zelebriert das Aneinandervorbei-Reden? Da dies wohl die einfachere Variante ist, fällt die Wahl nicht schwer und möge mir angesichts meiner Unerfahrenheit verziehen werden. Wenn ich schon nicht auf die anderen Blogger Bezug nehme, so wenigstens auf die letzte Stunde und das Input-Referat zur Frage „Was ist Architekturkritik?“.
„Balzac sinnt über die schönen Künste nach, indem er sie konstruiert. Er sucht nicht nach Urteilsmassstäben, denn über die Ästhetik lacht er, er sucht nach Produktionsbedingungen, weil er nach der aktiven Praxis des Künstlers fragt. Vor der mühelosen Kritik steht die mühevolle Arbeit des Schaffenden. Vor der Metasprache des Urteils, muss man zunächst etwas konstruieren.“ (Michel Serres, Der Hermaphrodit, 1989)
Dieses Zitat von Serres passt zu der im Referat geschilderten transzendentalen Art der Kritik (von Serres jedoch hier nicht als Kritik, sondern als Suche nach den Produktionsbedigungen bezeichnet), welche nach den Bedingungen für die Möglichkeit von etwas (z.B. Architektur) fragt. Zugleich mockiert er sich über eine ästhetisch urteilende Kritik. Die beiden Kritikarten lassen sich einerseits zeitlich einordnen in ein Vorher und Nachher, anderseits implizieren sie auch eine Unterscheidung was die kritisierende Person betrifft. Während der transzendentale Kritiker von Architektur selbst Architekt sein muss, ist die Person des urteilenden Kritikers offen (Laie, Architekt, Wissenschaftler etc.).
Ich frage mich, ob diese Unterscheidung nicht tauglich wäre, um Kritiken, wie sie in der Entwurfspraxis an der Schule und in Wettbewerben geübt wird, von Kritiken in Architekturzeitschriften zu unterscheiden. Was natürlich nicht heissen soll, das letzere lachhaft seien. Aber vielleicht nie „konstruktiv“ in dem Sinne, dass sie nicht primär nach den Produktionsbedigungen fragen oder Aufschluss über diese geben.
Kurz: Braucht Architektur Kritik? In transzendentalem Sinn verstanden bestimmt, denn sie ist Voraussetzung von Architektur. Bliebe die Frage offen, ob denn die Suche nach den Produktionsbedingungen nicht letztendlich auch über eine urteilende Kritik läuft, sei es im Sinne des Textes von Falk Jaeger als Analyse, Interpretation oder Urteil des kulturhistorischen Kontexts.
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