Thursday, March 11, 2010

Ich wurde darauf hingewiesen, dass ich in der vorherigen Diskussion den Eindruck erweckte, dass ich denke, dass der Architekt aufgrund seiner Ausbildung dem Laien und seiner Meinung höher gestellt ist. Ich denke jedoch nur, dass wenn der Architekt nicht mehr Wissen über das Denken der Architektur hat, würde das Studium oder die Ausbildung als sinnlos dargestellt. Die Ausbildung sollte doch eigentlich dazu führen, dass der Architekt u. a. ein Gespür für die Bedürfnisse der Laien entwickelt und diese auch umsetzen kann. Ich würde diese Meinung mit einem etwas plakativen Beispiel untermauern: Ein Metzger sollte aufgrund seiner Ausbildung und seiner Passion besser wissen wie eine gute Wurst schmeckt, trotzdem darf der Bäcker seine Meinung zur Wurst äussern und der Metzger sollte sich durch die Kritik auch beeinflussen lassen. Doch es ist klar, dass der Bäcker die Umstände und Faktoren für eine gute Wurst nicht kennt und auch nicht kennen muss, denn er ist ja Bäcker.

1 comment:

  1. Es ist unbestreitbar, dass ein Architekt differenziertere und eingehendere Meinungen über ein Gebäude formen kann als jemand, für den Architektur hauptsächlich als ein Hintergrund für bestimmte Aktivitäten existiert. Natürlich ist die Meinung des Laien insofern relevant, als dass wir für ihn bauen - es gehört zu unserer Verantwortung Räume zu schaffen über welche Laien eine positive Meinung formen können, da sie oft keine andere Wahl haben, als sich in ihnen zurechtzufinden und in ihnen zu leben. Ich finde, dass man zwischen Meinung und Kritik unterscheiden muss. Jeder kann eine Meinung bilden – Meinung ist das, was Nils erwähnt, als er über Zumthors Konzept der emotionalen Wahrnehmung und des ersten Eindruckes schreibt. Eine Kritik jedoch bedarf des Wissens und der Sorgfalt, und wenn sie nicht im Sinne einer eingehenden Erkenntnis formuliert wird, dann sollte ihr Urhaber sich lieber dem twittern widmen.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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