Wednesday, March 10, 2010

nobody tears down a building if the architecture critic doesn't like it

In seinem Vortrag “Architecture Criticism: Does it matter?” reflektiert der amerikanische Architekturkritiker, der für die New York Times schrieb und heute für The New Yorker arbeitet, über die Rolle und Aufgaben von Architekturkritik.

“[...... ]Architecture criticism is aesthetics and it is politics and it is sociology and it is culture, and if you do not accept the notion that all of these things are intimately intertwined, then you fail to understand what has to be the foundation of all writing about design, which is that every object has an aesthetic presence and a social one at the same time, or, to put it another way, every object is both a physical thing and a political thing, and it has to be understood and criticized as both. It is not one or the other, but both, all the time.”

Er definiert die Funktion des Architekturkritikers als Vermittler zwischen Architektur und Nicht-Architekten, der den Lesern neue Einsichten/Sichtweisen beschreiben und ganz allgemein die öffentliche Aufmerksamkeit/das öffentliche Bewusstsein für Architektur und Gestaltung erhöhen könnte. Wichtig für ihn ist dabei, dass Architektur nie allein rein vom Ästhetischen, sondern immer in ihrem Kontext betrachtet und kritisiert wird.
Die Architekturkritik sollte also einen grösseren gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenhang herstellen und gewinnt erst dadurch die Möglichkeit, ein Nicht-Fachpublikum für ihr Gebiet zu interessieren. Der Effekt davon ist natürlich nicht sofort erkenntlich, sondern Teil eines Lernprozesses.

“Its [the criticism’s] effect, I think, is gradual, and subtle, and really does come down to the issue I talked about a couple of minutes ago, which is the creation of a more visually literate public that, presumably, will be a constituency for better architecture and design. It's true that nobody tears down a building if the architecture critic doesn't like it.”

link zum Vortrag: http://www.paulgoldberger.com/lectures/12


3 comments:

  1. Dies ist wohl eine sehr löbliches Engagement des Kritikers und rechtfertigt seiner Arbeit. Damit bin ich einverstanden.
    Es ist aber eine Schande der Architekten, dass sie eine Architektur entwerden, die der Alltagsmensch gar nicht mehr deuten kann. Jedes Bauwerk sollte auch eine Bedeutungsebene - es muss nicht die gesamte sein - dem Niveau des architektonisch ungebildeten reservieren. Dieser muss nicht alles verstehen, sollte aber im kleine auch von der Architektur beschäftigt werden.
    Die ist eine Kritik an die Unzugänglichkeit des modernen Bauens und deren Nachfahren. Schiebt eure Fehler nicht auf die Kritiker ab, zumindedst nicht so stark.

    Hoeoer

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  2. Eine gute Architektur sollte sich definitiv auch durch eine Bedeutungsebene auszeichnen, die sich dem Architekturlaien bzw. dem Alltagsmenschen erschliesst! Die Unterstellung, dass die Architekturkritik notwendig sei um ein Verständnis für die gebaute Umwelt zu schaffen finde ich daher etwas hoch gegriffen. Sicherlich leistet die Kritik ihren wichtigen Beitrag zur Architekturbildung und damit einhergehender Aktzeptanz, allerdings glaube ich nicht, dass diese Notwendigkeit für moderne Bauten generell besteht. Falls doch, dann wäre es recht traurig, schliesslich wird unsere gebaute Umwelt zu 99% von so genannten Alltagsmenschen bewohnt.

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  3. obwohl 'unsere gebaute Umwelt zu 99% von so genannten Alltagsmenschen bewohnt' wird, bin ich mir (nach reiflichen überlegungen über den sinn des lebens und ob der architekt nun doch eher künstler oder dienstleister sei) nicht mehr ganz so sicher, ob der vorgang des entwerfens und bauens nicht auch mal reiner selbstzweck sein darf. bzw ob der architekt bewusst eine für die mehrheit zugängliche bedeutungsebene in das projekt miteinbinden muss.

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Über das Seminar "Architekturkritik"

Architekturkritik findet an der Schnittstelle von architektonischer Produktion und Öffentlichkeit statt. Sie prägt damit die Wahrnehmung und Diskussion von Architektur in der Gesellschaft entscheidend mit. Entwerfende Architektinnen und Architekten fühlen sich bisweilen durch die schreibende Zunft falsch oder gar nicht verstanden oder ganz einfach ignoriert, was zu einer weit verbreiteten Frustration oder gar Irritation führt. Von diesem Befund ausgehend, setzt sich das Seminar „Architekturkritik“ zum Ziel, den Studierenden Möglichkeiten und Grenzen der Architekturkritik zu vermitteln. Die Lehrveranstaltung umfasst die theoretische Reflexion, Diskussionen an konkreten Objekten sowie aktive Textarbeit. Vom mündlichen Diskurs über die schriftliche Rezension bis hin zum Bild als Medium der Kritik werden die Studierenden verschiedene Formen des kritischen Umgangs mit Architektur kennen und anwenden lernen. Des Weiteren soll anhand der Lektüre und Diskussion theoretischer und historischer Texte die Praxis der Architekturkritik selbst reflektiert werden. Schliesslich wollen wir auch darüber nachdenken, inwiefern Kritik als Instrument für den Entwurf nützlich gemacht werden kann.

Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte. In einer ersten Phase werden die theoretischen Grundlagen anhand der Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte und von Referaten erfahrener Kritikerinnen und Kritiker erarbeitet. In einem zweiten Schritt werden Bauten vor Ort besucht, um anhand der direkten räumlichen und visuellen Erfahrung ein Begriffsinstrumentatrium für die Kritik zu entwickeln, aber auch den sprachlichen Ausdruck zu üben. Schliesslich rückt im dritten Teil das Handwerk in den Vordergrund, indem die Studierenden eigene Rezensionen verfassen, die nach Möglichkeit veröffentlicht werden sollen.

Reto Geiser und Martino Stierli

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